Magisch-poetischer Ausflug in eine andere Welt
Bewertet mit 4 Sternen
Yejide und Darwin sind zwei junge Menschen in Trinidad, denen große Veränderungen bevorstehen. Während Yejide aus einer Familie stammt, deren Frauen als Mittlerinnen zwischen den Toten und den Lebenden fungieren, ist Darwin ein Rastafari, der einst ein Gelübde abgelegt hat. Als Rastafari darf Darwin nicht mit Toten in Kontakt kommen. So kommt er in einen großen Konflikt, als der einzige ihm angebotene Job auf einem Friedhof ist. Als Yejide das Erbe ihrer nun gestorbenen Mutter antritt und Darwin erstmals begegnet, ist dies eine Begegnung der besonderen Art.
Die Autorin Ayanna Lloyd Banwo hat mit diesem Roman ihr Debüt vorgelegt. Sie selbst ist in Trinidad geboren und lebt in London. Sehr schön, bildhaft und poetisch ist die Sprache. Von Anfang an hat mich die Autorin in den Bann der Geschichte gezogen. Beide Charaktere – Yejide und Darwin – werden ausführlich vorgestellt. Mir gefallen die kulturellen und traditionsreichen Hintergründe dabei sehr – aber auch über die familiären Gegebenheiten und jeweiligen Lebenssituationen der beiden werde ich als Leserin informiert. Mir fällt auf, dass Familie (egal, ob biologisch oder selbst gewählt) offenbar einen großen Stellenwert hat und dass Zusammenhalt und Fürsorge groß geschrieben werden.
Das Leben in Trinidad wird unglaublich anschaulich beschrieben. Die Schauplätze, die „Nebendarsteller*innen“, die Lebenssituationen der Menschen, all das hat die Autorin bildhaft und liebevoll in Szene gesetzt.
Erst in der Mitte des Romans begegnen sich Yejide und Darwin- spätestens bei dieser Begegnung merkt man, dass die Autorin im Genre des „magischen Realismus“ unterwegs ist. Das ist sicher nicht für jede*n etwas, und es ist auch nicht sofort erkennbar. Ich persönlich habe mich darauf eingelassen und habe es nicht bereut. Allein die Magie und Poesie im Roman haben mich sehr fasziniert. Die Liebesgeschichte und insbesondere auch eine kleine enthaltene Krimistory sind für meinen Geschmack zuweilen ein wenig „drüber“, dennoch mag ich sie.