Rezension

Magisch, spannend, tödlich

Die versteckte Apotheke -

Die versteckte Apotheke
von Sarah Penner

Bewertet mit 5 Sternen

Wer kennt sie nicht, die Pflanzen, welche in der richtigen Dosierung verabreicht tödlich sind. Der Blaue Eisenhut sei erwähnt, den man tunlichst aus dem Garten verbannen sollte, sobald kleine Kinder herumlaufen. Alle Teile dieser so schön blühenden Pflanze sind giftig. Toxikologen waren erst Mitte des 19. Jahrhunderts in der Lage, Gift im Körper nachzuweisen.

„Die versteckte Apotheke“ und Nella, ihre Inhaberin, existierten vor etwa 200 Jahren in London. Es war eine gut getarnte Geheimadresse, die all jene wussten, die einen unliebsamen, ja gewalttätigen Ehemann nicht mehr ertragen konnten. Frauen hatten keinerlei Rechte, waren dem Manne auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und so manch einer trieb es so weit, dass sein Weib sich nicht mehr anders zu helfen wusste, als ihn mithilfe eines von Nella gemischten Elixiers vom Leben in den Tod zu befördern. Von ihrer Mutter übernahm Nella die Apotheke. Manchmal las sie ihre Einträge, fein säuberlich vermerkt mit Namen, Datum und der verabreichten Arznei. Auch auf ihren Seiten notierte Nella harmlose und teuflische Substanzen, dahinter verbargen sich zuweilen dunkle Geheimnisse. Ein Zufluchtsort für Frauen war ihre Apotheke, kein Mann – bis auf einen – hat sich je hierher verirrt.

Im Wechsel, auf zwei Zeitebenen, wird der Roman erzählt. Die Gegenwart verkörpert Caroline, eine junge Historikerin. Sie findet im Schlamm der Themse ein geheimnisvolles blaues Fläschchen, ein im Glas eingravierter kleiner Bär bringt sie auf Nellas Spuren. Nella und Caroline, zwei so unterschiedliche Frauen - und doch haben sie Gemeinsamkeiten. Sie sind ehrgeizig, habe ihre Ziele und Prinzipien, auch wenn es nicht immer danach aussieht.

Mit Nella war ich sofort vertraut, auch die so junge Eliza hat mich tief berührt. Der alte Apothekerschwur "niemals Gift zu verabreichen..." gilt hier nur bedingt und doch habe mitgefühlt, habe jede Zeile ausgekostet. Bei Caroline dauerte es, sie war eher meine Nummer drei. Ihre Nachforschungen waren teilweise schon grenzwertig, um nicht zu sagen etwas weit hergeholt.

Der Perspektivwechsel war sehr geschickt gemacht. Immer dann, wenn man mitfiebert, ob denn diese eine Sache gut ausgehen wird, sie sich durchschlängeln können, nicht entdeckt werden, wird vor- oder zurückgespult.

Nella und Eliza waren meine sympathischen Helden, gefolgt von Caroline. Auch wenn ich von etwas "giftigeren" Charakteren umgeben, es moralisch nicht wirklich korrekt war, so habe ich diese "versteckte Apotheke" doch sehr genossen.