Rezension

Magisches Alaska-Wintermärchen

Das Schneemädchen - Eowyn Ivey

Das Schneemädchen
von Eowyn Ivey

Bewertet mit 5 Sternen

" »Frau, lass uns in den Garten gehen und ein kleines Schneemädchen machen; dann wird es vielleicht lebendig und wir haben eine kleine Tochter.« »Man kann nie wissen, was wird. Lass uns in den Garten gehen und ein kleines Schneemädchen machen.« " (Zitat aus "Das Schneemädchen" von Arthur Ransome, S.7)

Die Autorin Eowyn Ivey hat sich von einem russischen Märchen zu diesem Buch inspirieren lassen, das hier als eine Art Parabel dient. Über "Das Schneemädchen" gibt es unterschiedliche Erzählungen und auch wenn sie unterschiedlich sind, wird am Anfang immer ein Mädchen aus Schnee gemacht, das dann lebendig wird. Das ist die mystische Komponente, die die unterschiedlichen Erzählungen und das Märchen "Das Schneemädchen" der Autorin wundervoll und fantastisch miteinander verbindet.

Inhalt:
In dem Buch "Das Schneemädchen" von Eowyn Ivey geht es um ein Ehepaar, Jack und Mabel, das in den 1920er Jahren in das kalte Alaska auswandert, um dort einen Neuanfang zu wagen. Jack und Mabel wünschen sich bereits seit einigen Jahren ein Kind, doch leider blieb das Kinderglück für die beiden unerfüllt. Als Mabel ein Mal schwanger war, jedoch eine Totgeburt erlitt, entscheiden sich die beiden sozusagen dazu, nach Alaska zu fliehen, gründen dort eine Farm und versuchen das harte Leben dort zu bestreiten. Das erste Jahr wird für die beiden sehr schwierig und ein kalter Winter steht ihnen bevor.
Hier, wo die beiden ihre gegenseitige Unterstützung so sehr brauchen würden, ziehen sich Mabel und Jack immer mehr voneinander zurück, jeder alleine in seinem Schmerz, die Totgeburt zu verarbeiten.
Doch mit dem Fallen der ersten Schneeflocken ändert sich in ihrem Leben etwas. Sie sind plötzlich ungewohnt übermütig, fröhlich und ausgelassen und kommen auf die Idee in ihrer Freude ein Schneemädchen zu bauen. Sie schnitzen kleine Augen und einen Mund ins Schneeköpfchen und zum Schluss bekommt das Schneemädchen auch noch eine Mütze, einen Schal und warme Handschuhe.

Am nächsten Tag ist das von Mabel und Jack gebaute Schneemädchen plötzlich verschwunden, aber kurz darauf entdecken sie auf ihrem Hof ein kleines feenhaftes blondes Mädchen. Immer wieder findet es den Weg zurück auf den Hof, aber sie bewegt sich so schnell, dass sie so verstohlen, wie sie kam, auch wieder weghuscht.
Ganz allmählich wird sie zutraulicher und nähert sich Jack und Mabel etwas an. Doch Mabel sorgt sich um das kleine Mädchen: Woher kommt das Kind? Wie kann es allein in der Wildnis überleben? Und was hat es mit den kleinen Fußspuren auf sich, die von Mabels und Jacks Blockhaus wegführen?

Die Antworten lohnt es sich, alleine herauszufinden und dieses besondere Buch zu lesen.

Meine Meinung:
Die Geschichte ist in drei Teile eingeteilt und die wiederum in mehrere Kapitel. Über die Kapitel hinweg baut sich die Geschichte über mehrere Jahre auf und man erlebte mit, wie sich die Charaktere in den Jahren weiterentwickeln, wie die Kinder zu Erwachsenen werden und sich auch die Beziehungen verändern.
Die Charaktere waren für mich sehr schön herausgearbeitet und sehr liebenswert dargestellt. Man kann jeden einzelnen von ihnen gut kennenlernen, sodass ich gut eine Bindung aufbauen und mitfühlen konnte.

Nicht nur die Geschichte ist märchenhaft und schön, sie ist auch ganz wunderbar geschrieben.
Sie ist sehr leise, ohne viel Schnickschnack erzählt und dennoch nimmt der Schreibstil einen schnell gefangen durch die bildhafte und ausdrucksstarke Darstellung und die melancholische Stimmung Alaskas, die äußerst authentisch geschildert wird. Die Spannung wird eher langsam aufgebaut und fast ausschließlich im Kopf des Lesers erzeugt, das jedoch sehr nachhaltig. Und obwohl ich mir recht lange Zeit gelassen habe für das Buch, war es zu keinem Zeitpunkt langweilig oder langatmig. Ich habe einfach Seite für Seite, Zeile für Zeile genossen.
Und doch bleibt es zwischendurch äußerst rätselhaft. Das Schneemädchen wirkt wie ein von einer anderen Welt und hinterlässt viele Fragen und sorgt auch so für eine gewisse Spannung. Sie selbst ist ein Gegensatz in sich - stark und mutig, aber auch schreckhaft und zerbrechlich. Und so kontrastreich ist auch die Geschichte: real und gegenständlich, aber auch unwirklich und phantastisch.

Diese Gegensätze zeichnen das Buch für mich aus und machen es zu einem besonderen Leseerlebnis. Viele verschiedene Punkte zeichnen das Buch für mich aus und machen es zu einem Lieblingsbuch für mich: Eine ganz besondere, mystische Geschichte, die in einer ganz besonderen naturgewaltigen Kulisse spielt und mit einem tollen Schreibstil bildgewaltig und ausdrucksstark beschrieben wird.

Ein 5-Sterne-Buch für mich!