Rezension

Mahnung gegen das Vergessen

Rote Kreuze
von Sasha Filipenko

Bewertet mit 3 Sternen

Nach seinem Umzug in die Ukraine lernt Alexander seine neue Nachbarin Tatjana kennen. Sie leidet unter Alzheimer. Um ihre leidvolle Lebensgeschichte und all die Gräuel, die ihr in der Sowjetunion angetan wurden, vor dem Vergessen zu bewahren, erzählt sie Alexander von ihrer Vergangenheit. Dabei kommen erschreckende Tatsachen ans Licht, die den Leser emotional fesseln. Doch obwohl Tatjanas tragische Lebensgeschichte das Potential für einen ergreifenden Roman hätte, schafft es der Autor aufgrund seines nüchternen und emotionslosen Schreibstils nicht, den Figuren die nötige Tiefe und ein Identifikationspotential zu geben. Vieles bleibt selbst nach der Lektüre rätselhaft und verstörend. 

Positiv anzumerken ist der Anspruch des Autors, Fiktion und Fakten zu verknüpfen, um auf die Authentizität von Tatjanas Schicksal zu verweisen. Das gelingt durch das Zitieren von zahlreichen echten Dokumenten des Roten Kreuzes und anderer zitgenössischer Texte und Gedichte besonders am Ende des Buches eindrucksvoll. Dennoch konnte mich der Stil des Autors nicht abholen und hat dazu beigetragen, dass mich dieses thematisch wichtige und aufwühlende Buch nicht so fesseln konnte, wie es bei einer anderen Darstellungsweise sicher möglich gewesen wäre. Schade!