Rezension

Major Tom auf dem Weg zum Mars

Miss Gladys und ihr Astronaut - David M. Barnett

Miss Gladys und ihr Astronaut
von David M. Barnett

Bewertet mit 4 Sternen

★★★★

★★★★ 

Thomas Major ist auf dem Weg zum Mars. Auf der Erde hält ihn nichts mehr, also hat die Chance ergriffen, als Ersatz für den eigentlich dafür ausgebildeten und leider verstorbenen Astronauten, auf diese Mission gehen zu können. Ganz allein, aber mit Telefon, Internet und Rätselblock, ist er auf einer Reise, deren Ausgang noch keiner kennt. Aber keiner glaubt daran, dass er jemals zur Erde zurückkehren wird. Tom ist das egal, denn er ist vom Leben frustriert. Als er seine Exfrau anrufen möchte, hat er Gladys Ormerod am Telefon, eine ältere Dame, die an Demenz leidet. Aus diesem versehentlichen Kontakt wird, ohne dass Tom das wollte, eine Art Freundschaft. Und dann stellt sich heraus, dass Tom der einzige ist, der Gladys und ihre beiden Enkel vor einer Katastrophe bewahren kann …

 

Die Geschichte ist eine ganz außergewöhnliche Mischung aus skurrilen Einfällen und Charakteren, futuristischen Gedanken, dramatischen Entwicklungen, liebevollen Szenen und spannenden Aktionen. Herausgekommen ist ein Buch, das bezaubert und sehr zum Nachdenken anregt. Die 15-jährige Ellie versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, den Rest der Familie zusammenzuhalten. Die Mutter ist tot, der Vater im Gefängnis, die Großmutter hat Demenz und der Bruder ist noch klein – nur mit Tricks verhindert sie, dass sie alle getrennt und in Heimen untergebracht werden. Doch wie das so ist im Leben, Tricks sind nicht lange haltbar! Gleichzeitig erkennt Tom am Schicksal dieser drei so besonderen Menschen, wie unwichtig andere Probleme im Vergleich dazu sind. Nämlich seine eigenen. Ja, er hatte es nicht immer leicht, aber hat er es anderen leicht gemacht? So erfährt der Leser in Rückblicken, welche Ereignisse Tom zu dem Griesgram haben werden lassen, der er ist. Zu verfolgen wie er so weit von der Erde entfernt den Abstand zu allem hat, um es zu verarbeiten, ist zauberhaft. Dass er aus eben diesem Abstand heraus ihm im Grunde völlig Fremden hilft, hat für ihn einen besonderen Grund. Dass die British Space Agency und deren Mitarbeiter einige besondere Rollen bei all dem spielen, ist eine zauberhafte Idee und sorgt für tolle Wendungen, mit denen man kaum rechnen konnte. Viele alltägliche Probleme werden angesprochen und regen zum Nachdenken an. Patentlösungen gibt es keine, aber die eine oder andere Erkenntnis kann man aus dem Buch allemal für sich selbst ziehen. Trotz dieser vielen einzelnen Fäden (die aber alle gut zusammenpassen und nicht erst am Ende zusammenfinden) verläuft sich die Story nicht. Sie ist dicht und kompakt, aber nicht überladen. Ich möchte sogar sagen: sie spiegelt das wahre Leben sehr gut.

 

Das Ende ist sehr stimmig und passt. Hier wird nicht „gezaubert“, sondern eine sehr gute Geschichte logisch zu Ende gebracht. Dafür ein extra Lob! Obwohl ich Simon Jäger als Sprecher sehr schätze, ist er der Grund für den einen Stern Abzug. Seine Art, Gladys und James zu sprechen, hat mir gar nicht zugesagt. Das war für mich zu gekünstelt und übertrieben. Dadurch kam ich teilweise aus dem Fluss heraus. Weniger wäre hier tatsächlich mehr gewesen. Das ist schade! So werden es am Ende vier  Sterne für 672 Hörminuten!

★★★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»