Rezension

mal etwas anderes

Eine Therapie für Aristoteles - Melanie Sumner

Eine Therapie für Aristoteles
von Melanie Sumner

„Es war immer mein großes Ziel gewesen, erwachsen zu werden. Jedes Jahr kam ich dem Status Erwachsener etwas näher, aber jetzt – jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Ich hatte das Gefühl, ich würde eine lange, schmale Brücke überqueren und hätte begriffen, dass ich vielleicht gar nicht auf die andere Seite wollte“
- S. 254f.

 (Es war ganz schön schwer ein Zitat zu finden, das am besten ist. Es gibt so viele tolle!)

 

 

 

Rezension
{spoilerfrei}

 

Vorab erst mal folgendes: 
Der Roman hat nur 344 Seiten. 
Ich sage nur, weil manche Bücher deutlich länger sind.
Doch trotzdem fühlte sich jede einzelne Seite länger an, als bei anderen Büchern. 
Nicht, weil es langweilig war, nein, im Gegenteil, in diesem Buch steckte auf jeder Seite so viel Inhalt, dass ich daher einfach selber überrascht war, dass ich in nur 344 Seiten gelesen habe.

 

 

Cover
Wer mich kennt, der weiß, ich liebe diese alten wunderschönen Schreibmaschinen und so hat mich das Buch (logisch) direkt angesprochen. Das Cover sieht einfach so wunderschön aus, das ganze Einband gefällt mir super. 
Kurz und knapp: 
5/5 

 

 

Inhalt
Die Geschichte von Aris wird über 30 Tage hinweg erzählt, die 30 Tage, in denen sie einen Roman schreiben möchte. Man selber hat das Gefühl, den Roman zu lesen und ist gleichzeitig trotzdem daran interessiert, was es für ein Roman ist, den sie schreibt.
Neben dem Schreiben sind ihre Mutter Diane, ihr toter Vater Joe, ihre „Nenny“ Penn, die religiöse Zugehörigkeit, sowie die Tagebücher von Diane Hauptmittelpunkt der Geschichte.
Zwischendurch fragt man sich, worauf die Geschichte hinauswill, da es keine richtige Spannung gibt und Aris immer wieder abschweift, doch genau das macht wiederum diesem Buch aus. Aris möchte ihren Roman schreiben. Sie ist 12½ und versucht erwachsen zu sein. Sie fühlt sich als Erwachsen. Als Leser merkt man schnell, dass sie tatsächlich sehr reif ist und doch macht gerade dieses Kindliche sie aus und es macht einem echten Spaß, in ihr Leben zu schlüpfen und zu erfahren, wie es weitergeht. Allerdings frage ich mich, ob dieses dauernde Thema des religiös sein oder eben nicht gläubig sein tatsächlich eine so starke Wichtigkeit in einer Stadt spielen kann.
Womöglich. Allerdings wirkt dieses Thema irgendwann einfach platt getreten und zu oft wiederholt.
4/5 

 

 

Schreibstil
Im gesamten Roman erzählt Aris ihre Geschichte. Und so ist er auch wirklich aufgebaut, ein 12 jähriges Mädchen – sorry, ein 12½ jähriges Mädchen gibt wieder, wie sie selber die Welt um sich herum wahrnimmt.
Man muss sagen, dass es wohl auch aus diesem Grund manchmal so verwirrend ist und so kommt es nicht selten vor, dass Listen, Aufsätze oder Erinnerungen mitten im Text auftauchen, die mit der eigentlichen Erzählung nichts zu tun haben. Aus meiner Sicht, waren es zu viele Gedankensprünge, sodass man wirklich aufmerksam lesen musste, um zu verstehen, ob Aris‘ Erzählung zur aktuellen Handlung gehörte, oder nur eine Erinnerung aus der Vergangenheit war.
Einen kleinen Abzug gibt es auch dafür, dass sie und ihr kleiner Bruder Max (8) teilweise Wörter benutzten und Sachen wussten, die für ihr Alter wirklich viel zu irreal sind. 
Aber eins muss man der Autorin lassen: Aris‘ Geschichte klingt im ganzen sehr authentisch und ich habe mich beim Lesen tatsächlich so gefühlt, als wäre ein junges Mädchen neben mir, die mir alles erzählt.
Insgesamt daher:
4/5 

 

 

 

Fazit
Ich muss gestehen, ich war die ganze Zeit unsicher, was ich von diesem Buch halten soll. 
Es ist schwer, es zu bewerten, weil es einfach so anders ist, als andere Romane und Bücher, die ich lese. Und daher ist es auch schwer zu wissen, was ich hier erwähnen soll und was nicht, weil diese Geschichte um Aris so fassettenreich ist.

Einerseits war es dieses ganze Hin und Her, des Schreibstils und des Inhalts, was mich verwirrt hat und andererseits ist es genau das, was einen an diesem Buch so fasziniert.
Schlussendlich kann ich es eigentlich nur empfehlen. Es ist was ganz anderes, als diese typischen Romane. Eben weil es eine Geschichte erzählt, die von Erwachsenen und ihren Gefühlen handelt, nur aus der Sicht eines 12½ jährigen Mädchen, dass so erwachsen wirkt und doch noch ganz in seiner Fantasiewelt steckt. 
Und genau das ist das tolle daran!