Rezension

Mal ganz nett um eines der Experimente mit Kindern durchzuführen

Regrow your veggies - Melissa Raupach, Felix Lill

Regrow your veggies
von Melissa Raupach Felix Lill

Bewertet mit 2.5 Sternen

Zum Einstieg beschreiben die Autoren, wie wichtig Nachhaltigkeit und bewußter Umgang mit Ressourcen ist, leiten über zu dem „nochmaligen Austreiben von Gemüsestrünken“, genannt „Regrow“ und vermitteln grundlegende Techniken dazu.
Um den Gedanken des Recycelns aufzugreifen werden beispielsweise als Pflanzgefäße leeren Konservendosen genutzt. Ein wenig Bedenken habe ich allerdings auch bei einigen Upcycling-Ideen, die mir manchesmal recht krampfhaft daher kommen. So bin ich beispielsweise vor einiger Zeit sowohl im Internet als auch im Bekanntenkreis begeisterte Berichte über gehäkelte Blumen-/Gemüseampeln und Utensilos gestoßen. Diese wurden aus Plastikumverpackungen ( z.B. von Toilettenpapier), welche in Streifen geschnitten wurden, gehäkelt. Ich muß gestehen, dass ich es wenig attraktiv finde, die darin enthaltenen Weichmacher verstoffwechselt in meinem Gemüse mitzuessen, genausowenig wie Reste an Rost oder Innenbeschichtung einer Konservendose.. Recycling ist nicht alles - und manchmal eben auch bedenklich und gefährlich.
Dann wird  erläutert, dass die beste Zeit für Regrow im Frühling bis Frühsommer besteht.
Leider hatte ich da etwas andere Erwartungen an das Buch. In der Zeit wächst ja im Gewächshaus und Garten eh alles prima. Ich hätte mir gerade für die kalte Jahreszeit etwas Frisches von der Fensterbank gewünscht. Ehrlich gesagt widerstrebt es mir total, so wie im Buch vorgestellt, die Pflanzen auf eine beheizte Bodenplatte zu stellen. Im Kapitel davor gings um Vermeidung von Müll und bewußtem Umgang mit Ressourcen... und nun sowas? Im Sommer sollte es draussen warm genug sein und das Minigewächshaus mit Plastiktüte oder umgestülptem Gurkenglas im Beet kennt wahrscheinlich auch jeder. Wozu Energie aufwenden, die man nicht wirklich benötigt? Im Winter könnte man die Anzucht übrigens so ganz nebenbei in Heizkörpernähe stellen um warme Füße zu bieten.
Schade, das finde ich nicht konsequent....

Das größte Kapitel widmet sich den Pflanzenportraits und der Treiberei aus Strünken oder Pflanzenstücken. Da dieses als neue Strömung angepriesen wurde, hatte ich auch Neues erwartet und doch viel Altbewährtes gefunden, dass nun einfach auf die Fensterbank verlagert wird – und vor allem nicht unbedingt eßbar ist.
Ich war auf Grund der Buchbeschreibung davon ausgegangen, Pflanzen nachzuziehen um junges Gemüse zu vernaschen. Die Topf-Blattpflanzen Avocado oder Mango entsprechen für mich nicht dem Untertitel "Gemüsereste endlos nachwachsen lassen. Auch bei der Roten Beete zum Beispiel bei der Blätter nachwachsen ( als Salat nutzbar), oder beim Zwiebellauch, das einem aus jedem Zwiebelsack, den man etwas länger liegen läßt sowieso entgegenkommt. Mich wundert, dass Minze hier aufwendig angezogen wird, denn hat man einmal ein kleines Pflänzcen davon im Garten, muß man eher aufpassen, dass sie diesen nicht vollkommen okkupiert.
Gerade Pflanzen wie Kartoffel, Topinambur, Meerrettich, Ingwer hätte ich nicht in diesem Buch erwartet; denn die hat man ja jedes Jahr aufs Neue, wenn man sie einmal gepflanzt ( meist im Garten) hat und selbstverständlich beim Ernten etwas in der Erde vergißt... Was will man mit einer Kartoffel in einer alten Konservendose auf der Fensterbank anfangen?

Das Buch ist schön gestaltet, reichlich illustriert; die Anleitungen sind gut verständlich geschrieben, eigentlich immer nach dem selben Schema: erst in täglich zu wechselndem Wasser, dann in, am besten sterilisierter Anzuchterde, jeweils auf der Fensterbank. Ein Abschlußkapitel erläutert dann noch Fehler- oder Pannenbehebung, beispielsweise bei Schimmel- oder Läusebefall. Ehrlich gesagt finde ich diesen Aufwand für „nachgezogene Gemüsepflanzen“ deren Austriebe man in vielen Fällen gar nicht essen kann schon etwas hoch, besonders wenn ich beispielsweise Trauermücken fressende Nematode im Internet bestellen soll, um ein paar austreibende Blättchen für meinen Verzehr zu sichern. Da würde bei mir die Pflanze wohl eher entsorgt werden...

Die vorgestellten Anleitungen stellen keinesfalls eine Möglichkeit zu tatsächlicher Gemüseversorgung von der Fensterbank dar. Insgesamt hat mich das Buch leider nicht so ganz begeistern oder neu informieren können, wie ich es mir gewünscht hätte.Trotzdem finde ich die Zusammenstellung der verschiedenen auszutreibenden Gemüse, die die meisten von uns zu einem guten Teil bestimmt auch schon ausprobiert haben, sehr gelungen, um gerade Kindern zu zeigen, wie dieses passiert – ganz anschaulich in einem Wasserglas zum guten Beobachten des Wurzelwachstums und ein paar Blättern zum Knabbern und Probieren – zumindest bei den meisten der vorgestellten Pflanzen.