Mal ganz was anderes von Andreas Winkelmann
Bewertet mit 5 Sternen
Björn Kupernikus, ehemaliger Schauspieler, der sich selbst als vagabundierender Privatier bezeichnet, hat es sich früh am Morgen auf dem idyllischen Campingplatz Himmelreich vor seinem Wohnwagen Otto gerade gemütlich gemacht, da wird er durch einen Schrei einer weiß gewandeten Frau auf ein Stand-up-Paddling-Board auf dem Templiner See aufmerksam gemacht. Das treibt mit einem kleinen weiß-braun-schwarz-gescheckten Hund immer mehr auf den See hinaus. Wagemutig stürzt sich Kupernikus in die Fluten und bringt Board und Hund ans Ufer. Erst da bemerkt er, dass unter dem Board ein Mann angeschnallt ist. Tot. Der kriminalistische Spürsinn von Kupernikus, der immer mal einen Kommissar spielen wollte, ist geweckt. Zusammen mit der Künstlerin Annabelle Schäfer, die im Nachbarort lebt und sehr viel über die Gegend weiß, macht er sich auf die Suche nach Pinguins Herrchen, so hat er den kleinen Hund genannt, und er will den Mörder des Mannes unter dem SuP finden.
„Mord im Himmelreich“ ist der erste Band einer humorvollen Wohlfühlkrimi-Reihe rund um Verbrechen auf dem schönen Campingplatz Himmelreich in der Nähe von Potsdam und den passionierten Camper und Hobby-Tatort-Kommissar Björn Kupernikus und die reizende Künstlerin Annabelle Schäfer.
Ich habe schon einige Thriller gelesen und war skeptisch, ob er auch das Genre Cosy Crime beherrscht. Und ich muss sagen, ja, und das ausgesprochen gut. Ich hatte während des Lesens ein Dauergrinsen im Gesicht. Die Dialoge zwischen Kupernikus und Annabelle sind einfach köstlich. Genau so wie die Gedanken, die sich Kupernikus macht und seine Wortspielereien. Oder das Gespräch mit einem Herrn auf der Toilette. Ich kenne jetzt die Herkunft des Sprichworts „über den grünen Klee leben“ und weiß was Gottesbscheißerle sind. Durch die bildhaften Beschreibungen habe ich das Gefühl mich auf dem Campingplatz und rund um Caputh schon richtig gut auszukennen. Durch den Berliner Dialekt, der hier und da durch einen der Ortsbewohner einfließt, kommt das lokale Flair sehr gut heraus.
Thiago, das Mädchen für alles auf dem Campingplatz, der etwas schusselige HK Edgar Fass, Lothar Decker, der eine Bürgerwehr gegründet hat, Ralle und die rote Luzie und auch die Camper, die ich im Himmelreich kennenlerne, sind alle so detailliert und bunt mit ihren kleinen und etwas größeren Marotten beschrieben, dass ich sie sehr schnell vor Augen hatte und sie in mein Kopfkino einbauen konnte.
In der hinteren Buchklappe finde ich eine Karte des Campingplatzes und der Umgebung, auf der ich mich sehr gut zurecht finden kann.
Richtig süß finde ich den kleinen Hund auf dem Board, der jedes neue Kapitel einleitet.
Ich habe mich beim lesen der Geschichte köstlich amüsiert, bin sehr gerne in den Camping-Kosmos eingetaucht und habe mir meine eigenen Gedanken über dem Toten unter dem SuP-Board machen können. Aber auch die Immobilienbranche wird unter die Lupe genommen, was aber die positive Gesamtstimmung der Geschichte keinesfalls drückt.
Überrascht wurde ich dann von der Auflösung des Falles. Die kam mir zum Ende hin ein bisserl zu schnell und überraschend. Trotzdem gut nachvollziehbar und ohne Fragen bei mir hinterlassen zu haben.
Ein absoluter Wohlfühl-Camping-Krimi, der mir einige sehr amüsante Lesestunden beschert hat. Vor allem habe ich wieder Menschen wie Björn und Annabelle kennengelernt, von denen ich gerne noch viel mehr erfahren würde. Und natürlich will ich auch Pinguin wiederlesen.