Rezension

Mal was ganz anderes bzw. ganz andere Perspektive

Mein Wille geschehe
von Bernd Schwarze

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:
»Manchmal benutzt Gott das Böse in uns, um Gutes zu tun.«
Ein erfolgloser, von Skrupeln geplagter Pastor ist plötzlich fähig, die Menschen mit seinen Predigten zu begeistern. Ursache seiner wundersamen Verwandlung: Der Kirchenmann hat eine Todsünde begangen – Mord! Ein ebenso ungewöhnlicher wie authentischer Kriminalroman, geschrieben vom pastoralen Leiter der Kultur- und Universitätskirche St. Petri zu Lübeck, Dr. theol. Bernd Schwarze.
Im Affekt schlägt Pastor Benedikt Theves einem gewalttätigen Ehemann, der ihm ausgerechnet in der Sakristei seiner Kirche ein abscheuliches Video zeigt, das schwere silberne Altarkreuz über den Schädel. Tief erschüttert und gleichzeitig seltsam befreit versteckt der Pastor sein Opfer in der Krypta. Schon bald spürt er eine nie gekannte Energie in sich. Hat ausgerechnet sein Verstoß gegen das 5. Gebot ihm zu Selbstbewusstsein und Charisma verholfen?  Um den Schwachen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, schwingt er ab sofort nicht nur das Kruzifix, sondern auch wirkmächtige Reden im Namen des Herrn. Er wird beliebter, seine Kirche platzt aus allen Nähten, aber nicht nur die schöne Frau des Opfers sucht auf einmal Theves` Nähe – sondern auch der misstrauische Hauptkommissar René Wilmers, der dem Pastor ebenso im Nacken sitzt wie sein schlechtes Gewissen … 
Die Idee zu diesem tiefsinnigen Kriminalroman kam Pastor Bernd Schwarze bei einem gemeinsamen Abendessen mit seinem Freund Sebastian Fitzek. (Ob Fitzek ihm dabei auch seine Sünden gebeichtet hat: darüber schweigt er wie ein Grab.)

"Ein ebenso wendungsreicher wie „theologisch wertvoller“ Kriminalroman."

Meinung:
Durch Instagram bin ich auf diesen Kriminalroman aufmerksam geworden. Dazu kommt, dass ich neugierig war, wie viele Gründe ein Pastor hat zu morden und das noch von einem Pastor selbst geschrieben. Wie viel steckt von ihm selbst in dem Krimi?

Der Anfang gestaltet sich aber total schwierig für mich. Super viele Namen und ein Schreibstil, den ich anfangs nicht wirklich flüssig fand. Ich habe mir dann echt ein Blatt genommen, die Namen notiert um einen Zusammenhang zu finden und dadurch einen Zugang zu der Geschichte.

Gleich zu Beginn wird beschrieben, wie es zu dem Mord kam. Ich war hin- und hergerissen zwischen Verständnis und Verachtung. Denn gerade ein Pastor darf doch nicht gegen so ein Gebot verstoßen – oder?

Doch gleichzeitig habe ich gemerkt, dass ein Pastor so viel Last von anderen ertragen muss. Klar könnte man sagen, dass es sein Job ist. Aber es ist auch verständlich, wenn es einem Pastor mal zu viel wird. Hinzu kommen seine Selbstzweifel. Doch durch den Mord wächst der Pastor über sich hinaus. Er hat plötzlich Selbstbewusstsein und Charisma. Seine Predigten werden beschwingter und viel mehr Gemeindemitglieder stürmen in die Kirche.
Theves ist zwar darüber erfreut doch gleichzeitig erkennt er sich selbst nicht wieder. So viel Mut seiner Meinung zu sagen kennt er von sich selbst nicht und dann plagt ihn das schlechte Gewissen gemordet zu haben.

Die Geschichte erzählt größtenteils aus Theves Sicht, hin und wieder blitzen Rückblicke bis in seine Kindheit auf und manchmal gibt es auch einen Perspektivwechsel. War ganz gut für mich um die anfangs wirren und vielen Namen besser sortieren zu können.

Der Autor hat es mit seinem Erzählstil geschafft, die Protagonisten real und tiefgründig wirken zu lassen.

Im Mittelteil habe ich mich doch hin und wieder gefragt wann es vorangeht. Wann beichtet der Pastor selbst? Was passiert mit der Leiche? Aber stattdessen zog sich für mich der Alltag des Pastors.

Das Ende hält dann aber eine Überraschung bereit mit welcher ich in der Form nicht wirklich gerechnet hätte. Mit gemischten Gefühlen habe ich dieses Buch beendet.

Erster Gedanke: mmmh umgehauen hat es mich nicht, da ich etwas mehr Spannung erwartet hätte. Doch den ganzen Tag kreisen meine Gedanken immer wieder zu diesem Buch zurück.

Fazit: 
Uns befreit die Beichte. Das Gegenüber aber belastet es doch eher oder?
Schließlich lade ich meine „Fehler und Sünden“ auf jemanden ab.Und ist es nicht das, was ein Buch ausmacht? Dass es einen Beschäftigt? Und das tut dieses Buch. Es beschäftigt mich noch eine ganze Weile. Aber nicht wegen der Spannung oder den Humor den es enthalten soll. Sondern eher, weil es tiefgründig ist. Tiefgründig wenn man sich mit der Psyche der Menschen beschäftigt.
Ein Krimi ohne viel Blut aber dafür mit Tiefgang.