Rezension

Malerisch träumerische Märchenadaption

Secret Woods 1: Das Reh der Baronesse (Märchenadaption von "Brüderchen und Schwesterchen") - Jennifer Alice Jager

Secret Woods 1: Das Reh der Baronesse (Märchenadaption von "Brüderchen und Schwesterchen")
von Jennifer Alice Jager

Bewertet mit 5 Sternen

Ein weiteres Märchen von Jennifer Alice Jager durfte ich diesen Monat lesen - „Secret Woods 1 - Das Reh der Baronesse“, welches wie die anderen Bücher von der Autorin beim Carlsen Impress-Verlag erschienen sind. Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine Märchenadaption des Märchens „Brüderchen und Schwesterchen“ von den Gebrüdern Grimm, welches sich in zwei Teile aufteilt. Heute erzähle ich euch, wie mir der erste Band der Adaption gefallen hat.

In einer Baronie im Königreich Dornwall spielt die Erzählung. Auffallend sind gleich zu Beginn die schön dezenten und liebevollen Kapitelgestaltungen. Kurze Überschriften werden als Statements über den Abschnitt eingesetzt. In der dritten Person aus der Sicht von den Protagonisten Nala, Dale und Sedrik wird die Story erläutert.

Nala ist spritzig und feurig, impulsiv, aber eher klein in der Körpergröße, aber mit großem Herzen. Sie ist etwas bescheiden und hat kaum Selbstbewusstsein. Dennoch ist sie ein wahrer Wildfang in ihrem Temperament. Dale, ihr großer Bruder, hingegen ist übermütig und spitzbübisch sowie neckisch, dennoch herzlich charmant.

Die „böse“ Stiefmutter ist hinterhältig, falsch, aufgetackelt und unecht. Außerdem ist sie durch und durch fies, eitel und geheimnisvoll. Amelia, ihre Tochter, ist eine wahrlich verwöhnte, hochnäsige Göre, die es gewohnt ist, alles zu bekommen. William, der Vater von Nala und Dale, ist ein gütiger und weiser Herrscher sowie Baron, ist aber blind vor Liebe und verklärt. Dann gibt es noch den äußerst charmanten, offenen und starken Sedrik, der in Nala vernarrt ist.

Ein fließender Schreibstil zeichnet die Autorin und ihre Geschichten aus. Er ist teils träumerisch, malerisch, märchengleich, dann teils spritzig und fesselnd, aber immer feminin. Die Sprache ist in diesem Märchen modern, eher jugendlich, leicht verständlich gehalten, aber mit viel Charme und Esprit sowie viel spielerischem Humor und Ironie versehen.

Insgesamt sind die Gefühlswelten eher jugendlich schlicht gehalten, aber mit enorm stichhaltigen Emotionen sowie tiefgängigen Gemütszuständen, ebenso mit Widersprüchen, die herrlich erfrischend in Szene gesetzt werden. Außerdem sind die Gedanken nachvollziehbar, wirken nie gekünstelt, sondern sehr authentisch und eingängig. Eine lockere Note ist durchgehend in der Geschichte vorhanden, welche dem Ganzen Herz, Frische sowie Heiterkeit und Losgelöstheit verschafft.

Darüber hinaus ist der Einstieg mitten in einer Szene gut gemacht, wirkt stimmig, ist eingängig und macht auf die Erzählung neugierig. Ebenso lernt man nach und die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten kennen sowie lieben. Seite für Seite schlittert man in die Geschichte hinein und ist ziemlich schnell Feuer und Flamme für den weiteren Handlungsverlauf.

Ohnegleichen fliegt man durch die Seiten von einer Wendung zur anderen und ist fasziniert von der Adaption des Märchens. Raum für Spekulationen und Vorahnungen sind gegeben, dennoch bleibt die Geschichte von Anfang bis Ende voller Überraschungen, Unvorhersehbarkeit und Spannung. Nichtsdestotrotz endet die Erzählung in einem wunderbar offenen und zugleich dramatischen Schluss, der eindeutig Lust auf die Fortsetzung macht.

 

Fazit:

Secret Woods 1 – Das Reh der Baronesse ist eine gelungene und märchenhafte Adaption des Märchen „Brüderchen und Schwesterchen“. Jennifer Alice Jager hat es wieder mit ihrem malerisch träumerischen Schreibstil, ihrer feinen Sprache, den tiefgängigen Gefühlen, vielen Überraschungen und dem dramatisch offenen Ende geschafft, den Leser von Anfang bis Ende in ihren Bann zu ziehe.

Ich kann das Buch wirklich jedem Fan von Märchen und Adaptionen ans Herz legen – die Autorin schafft es zu verzaubern und zugleich zu fesseln.

 

Secret Woods 1 – Das Reh der Baronesse erhält von mir 5 von 5 Sternen.

(Ein Dank an Jennifer Alice Jager sowie den Impress-Verlag für das Rezensionsexemplar.)