Rezension

Man bangt, man hofft, man liebt und leidet mit

Warte auf mich - Philipp Andersen, Miriam Bach

Warte auf mich
von Philipp Andersen Miriam Bach

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

 

Ach Mirchen, wie wollen wir denn leben? Indem wir nichts anderes probieren, als mögliches Leid zu verhindern? Oder indem wir versuchen, ein bisschen glücklich zu sein, auch wenn das Scheitern vorprogrammiert ist? Lieber Reading Gaol als Puppenheim!

 

Zwei Schriftsteller, ein Mann und eine Frau, laufen sich auf einer Party über den Weg und fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Obwohl in der darauf folgenden Nacht (fast) nichts zwischen ihnen passiert und er eigentlich in seiner Ehe glücklich ist, kommen sie nicht mehr voneinander los. Immer wieder treffen sie sich trotz aller Vorbehalte, sobald sich ihnen eine Gelegenheit bietet, stürzen sich regelrecht in diese Amor Fou und leben ihre intensiven Gefühle, die nicht sein können und dürfen.
Doch lässt sich die grausame Realität einfach so ausblenden? Oder werden sie erkennen müssen, dass selbst die heftigste Liebe nichts gegen die Hindernisse ausrichten kann, die zwischen ihnen stehen?

 

Meinung

 

Es gibt Bücher, die einen mitreißen, fesseln, regelrecht gefangen nehmen und verfolgen bis über die letzte Seite hinaus und die man trotzdem immer wieder zur Seite legen muss, weil sie einen manchmal viel zu sehr emotional packen. Genauso erging es mir beim Lesen von Warte auf mich. Doch woran lag das?
Der Plot an sich ist altbekannt, eigentlich werden dem Leser lediglich die beiden Hauptcharaktere wirklich näher gebracht, Nebenfiguren gibt es kaum. Und dennoch wird das Innenleben gerade dieser zwei so eindringlich dargestellt, dass man zusammen mit Miriam wütend darüber ist, weil sie nur die Geliebte im Schatten sein kann und gleichzeitig mit Philipp verzweifelt, wenn sie sich vor ihm zurückzieht. Man liebt, man leidet und man hofft mit ihnen, durchlebt ihre schönsten Stunden miteinander und den schlimmsten Schmerz, den sie erdulden müssen. Dabei kommt der Roman ohne jeglichen Kitsch aus, so ehrlich, wie sie miteinander umgehen, so schildern sie einem auch ihre Liebesgeschichte. Und trotzdem oder gerade deswegen spürt man mit jeder Seite ihre Verbundenheit miteinander, eine Verbundenheit mit einem anderen Menschen, die nur selten zu finden ist.

 

Der Schreibstil wechselt dabei aufgrund der zwei verschiedenen Perspektiven, aus denen die beiden Autoren jeweils berichten. Und das macht die Story umso realistischer. Sofort fragt man sich, ob man es hier mit einer Fiktion oder mit einer wahren Begebenheit zu tun hat, wie es der Text suggeriert. Gibt es diese zwei Menschen, haben sie wirklich so zueinander gefunden und all das zusammen durchgestanden?
Doch ob nun erfunden oder nicht, eines schafft das Buch wie kaum ein anderes aus diesem Genre: Die Szenen sind so lebensecht geschildert, dass es regelrecht schmerzt. Die Atmosphäre rund herum passt, ohne dass sie mühsam mit Hilfe ausgefallener Stilmittel oder einer besonders poetischen Sprache künstlich aufgebaut wird. Und die geschilderten Situationen wirken so alltäglich, dass man sich so leicht in ihnen wiederfinden kann. So leicht, dass das Ende viel zu schnell auf einen zukommt und man am liebsten noch wesentlich mehr über das außergewöhnliche Paar erfahren hätte.

 

Fazit

 

Warte auf mich ist eine der berührendsten Liebesgeschichten, die ich seit Langem gelesen habe. Mitreißend, spannend, lustig und tieftraurig, so präsentiert sich der Roman und kommt dabei mit einem relativ kleinen Ensemble und wenig schmückendem Beiwerk aus. Ehrlich, direkt und mit deutlichem Bezug auf die moderne Kommunikationstechnik wirkt er wirklich wie aus dem Leben gegriffen. Die zwei Hauptpersonen wachsen einem schnell ans Herz, so sehr, dass man sich wunderbar sowohl in den einen als auch den anderen hineinversetzen kann. Und ein wahres Feuerwerk der großen Gefühle erlebt, das genauso passiert ist oder sein kann. Eine Frage, die wohl offen bleibt. Entweder begegnet man hier einer perfekten Illusion oder einer sehr ergreifenden Realität. In jedem von beiden Fällen gilt aber eines: Zugreifen, lesen und sich bezaubern lassen!