Rezension

Man begreift, wie kostbar und flüchtig jeder Moment ist und wie wenig Zeit wir alle hier haben.

Ich gab ihm mein Wort - Tamera Alexander

Ich gab ihm mein Wort
von Tamera Alexander

Man begreift, wie kostbar und flüchtig jeder Moment ist und wie wenig Zeit wir alle hier haben.

Die mächtige Tennessee-Armee marschiert am 30. November 1864 unter dem Befehl von General John Bell Hood durch das Harpeth-Tal und zieht direkt an der Carnton-Plantage in Franklin, Tennessee vorbei. Kurz darauf treffen Konföderierte und Unionsarmee aufeinander – eine zwei Kilometer große Fläche wird zu einem Ort des Gemetzels. Oberst John McGavrock, Inhaber der Carnton-Plantage, seine Ehefrau Carrie sowie ihre Angestellten tun alles in ihrer Macht stehende, um die Verwundeten zu versorgen. Besonderen Einsatz zeigt Elizabeth „Lizzie“ Clouston, die achtundzwanzigjährige Gouvernante der McGavrock-Kinder. Die beherzte, unkomplizierte und mitfühlende Frau besitzt große innere Stärke, die sie auch angesichts der furchtbaren Bilder auf den Schlachtfeldern tapfer durchhalten lassen. Lizzie assistiert dem Arzt Dr. Philipps bei seinen zahlreichen Notoperationen und Amputationen im Haus der McGavrocks. Die Verwundeten schätzen die freundliche, beruhigende Art und die liebevolle Zuwendung von Carrie McGavrock und Lizzie Clouston, doch sowohl die Möglichkeiten, als auch die Mittel zur ärztlichen Versorgung sind in Kriegszeiten begrenzt. Als ein Scharfschütze aus der Adam’s Brigade, Mississippi, namens Roland Ward Jones schwer verletzt auf dem Operationstisch landet und sich vehement gegen eine Amputation seines Beines ausspricht, steht Lizzie auch ihm zur Seite. Sie verliebt sich in den attraktiven Mann mit den markanten Gesichtszügen und den unergründlichen grauen Augen, in denen eine tiefe Traurigkeit steht. Doch Lizzie ist verlobt, sie hat ihrem besten Freund seit Jugendtagen, Blake Rupert „Towny“ Townsend, ihr Wort gegeben. Und Lizzie hat noch niemals ein Wort gebrochen…

Tamera Alexander erzählt in diesem Buch eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Sie berichtet von einer mutigen Frau aus den Südstaaten, die unmittelbar nach der Schlacht in der Nähe der Carnton-Plantage den schwer verwundeten Scharfschützen Roland Ward Jones kennen- und lieben lernt. Trotz ihrer konträren Ansichten die Sklaverei betreffend eint die beiden ein unerschütterlicher Glaube, die feste Zuversicht auf Gottes Beistand in jeder noch so schwierigen Situation. Die Autorin beginnt ihre Geschichte am Tag der Schlacht, dem 30. November 1864, und endet etwa ein Jahr später. Sie baut historische Ereignisse und Dokumente in ihren Roman ein, die zum Großteil authentisch sind. Mit Erlaubnis eines Nachfahren werden dem Leser somit Einblicke in den echten Briefwechsel zwischen Lizzie Clouston und Roland Ward Jones gewährt, die Korrespondenz wurde kursiv im Buch dargestellt. Tamera Alexander besitzt einen wunderschönen und berührenden Schreibstil, der Glaube ist stets ein fester und wichtiger Bestandteil ihrer Bücher. Ich fand die Charakterzeichnung von Lizzie und Roland hervorragend, ihre inneren Kämpfe und ihre persönliche Entwicklung wurde höchst authentisch vermittelt. Auch die Nebenfiguren dieses Buches fand ich ausgezeichnet dargestellt, der Arzt Dr. Philipps, das Ehepaar John und Carrie McGavrock sowie Tempy und George sind mir sofort ans Herz gewachsen. Lizzies Verlobter „Townie“ wurde zwar in den Gebeten und Gesprächen der jungen Frau oft erwähnt, er selber blieb jedoch aufgrund seines Fronteinsatzes eher im Hintergrund.

Obgleich der Ausgang dieses Krieges geschichtlich belegt und somit bestens bekannt ist, beinhaltete das Buch dennoch einen relativ hohen Spannungsbogen, der auf der Ungewissheit der Zukunft einiger handelnder Personen sowie der Suche nach der Mutter des Soldaten Thaddäus begründet war. Tamera Alexander befasst sich in diesem Buch eingehend mit der Sklaverei, die zugleich das Kernthema des Konflikts im Amerikanischen Bürgerkrieg darstellte. Die Sklavenhaltung, die Argumente der Befürworter und der Gegner, und Ereignisse aus der Sicht betroffener Sklaven wurden dem Leser nahegebracht. Die Autorin beschreibt das nahende Ende einer generationsübergreifenden Ungerechtigkeit mit einer überwältigenden Eindringlichkeit.

Fazit: „Ich gab ihm mein Wort“ war eine Lektüre, die mich tief in die Ereignisse des Jahres 1864 in Franklin, Tennessee, involvierte und mir ein beeindruckendes Leseerlebnis vermittelte. Die geschickte Verbindung historischer Ereignisse mit der berührenden Geschichte zweier Menschen, die sich in den Wirren des Krieges kennen- und lieben lernten, hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich kann dieses grandiose Lese-Highlight und bislang beste Werk aus der Feder der christlichen Romanautorin Tamera Alexander uneingeschränkt weiterempfehlen.