Rezension

Man ERlebt dieses Buch

A Killing Frost
von John Marsden

Cover:
Dieses Cover finde ich von der Reihe her am wenigsten ansprechend, da ich nicht so der Fan von Explosionen bin. Trotzdem mag ich die Aufteilung von Bild und Titel sehr gerne.

Meinung:
Der Kampf gegen die Invasion geht weiter. Ellie und ihre Freunde überlegen, einen erneuten Besuch in Wirrawee zu wagen und nach Corrie zu schauen und sie vielleicht auch zu befreien. Doch dabei stellen sie fest, dass sich Einiges in ihrer Heimatstadt geändert hat. Gruppen der feindlichen Armee haben die Farmhäuser besiedelt und beginnen, Ackerbau zu betreiben und sich dauerhaft einzurichten. Der Gruppe ist klar, dass sie etwas dagegen unternehmen müssen…
Über die Handlung möchte ich gar nicht mehr verraten, da es in jedem Buch nur sehr geringfügig voran geht und man so oftmals das Gefühl bekommt, dass eigentlich nur sehr wenig passiert, weswegen ich stärker auf die Entwicklung der Figuren eingehen werde.
Ich finde es so bewundernswert, wie John Marsden die Entwicklung der Jugendlichen beschreibt. Ich habe mich so oft dabei ertappt, dass ich beim Weglegen des Buches verschiedene Szenen im Kopf noch einmal durchging und versuchte, die moralisch richtigen und falschen Absichten anhand der Aussagen der Jugendlichen noch einmal selbst bewerten zu können. Allgemein haben mich die Figuren sehr selten losgelassen, weil sie so tiefgehend charakterisiert werden, dass sie wie die Menschen sind, die wir täglich um uns haben. Ich habe es selten erlebt, dass ein Buch mich innerlich so unruhig gemacht hat, dass ich immer das Gefühl hatte, weiterlesen zu müssen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht und das habe ich sehr genossen.
Gerade als die Jugendlichen bemerken, dass die Invasion ihre Häuser besiedelt, fand ich die Reaktionen sehr gut dargestellt, weil hier alle Emotionen zum Vorschein kommen.
Jedoch merkt man mittlerweile auch die negativen Spuren des Krieges: Ellie und Homer geraten immer öfter aneinander, weil sie beide um die Führungsposition buhlen und keiner so richtig nachgeben will. Die Depression, die alle befällt, macht es ihnen nicht leichter, miteinander umzugehen. Auf der einen Seite können sie nicht aufeinander verzichten, weil jeder weiß, dass sie nur als Gruppe funktionieren, auf der anderen Seite sind sie sich satt. Gerade dieser Zwiespalt spielt eine sehr wichtige Rolle in diesem Buch und zeigt noch einmal auf, wie genau die Gruppe entworfen wurde und wie viel man über sie erfährt.
Außerdem macht die Tatsache, dass manche aus der Gruppe jemanden getötet haben, andere nicht (die einen im Eifer des Gefechts, die anderen ganz bewusst), der Dynamik der Gruppe zu schaffen. Ellie hat beispielsweise Probleme, Lee weiterhin nahe zu kommen und das fand ich sehr authentisch und nachvollziehbar.
Das, was die Gruppe gegen die Feinde plant, war mir leider wieder einmal zu detailliert beschrieben, weil ich generell kein Fan von taktischen Kriegsbesprechungen bin, aber ich kann mich mittlerweile damit arrangieren, weil mich die Gruppe viel mehr interessiert und das kommt zum Glück nicht zu kurz.
Das Ende hat mir, nachdem es etwa Mitte der Handlung ein wenig Licht am Horizont gab, den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich konnte nicht glauben, dass das wirklich passiert ist und ich kann es immer noch nicht fassen. Mir ist ein wenig das Herz gebrochen und ich weiß nicht, wie ich (oder auch die anderen) damit fertig werden sollen.
Dass ausgerechnet hier der Cut für die deutschen Bücher ist, ist wirklich grausam. Ich bin froh, dass ich aber auf Englisch weiterlesen kann und werde direkt nach dem vierten Band greifen, weil ich wissen muss, wie es nach diesem Ende nun weitergeht.

Fazit:
Die Beschreibung der Figuren ist das, was diese Reihe ausmacht und für mich ganz besonders macht. Sehr selten habe ich die Charaktere so mit-erlebt wie hier. Die Handlung geht leider nach wie vor nur langsam voran, soll aber auch gar nicht im Vordergrund stehen. Ich kann auch diesen Teil wirklich nur empfehlen, da man unbedingt selbst erfahren muss, wie es sich anfühlt, mit den Figuren mitzuleben.