Rezension

Man hätte so viel mehr daraus machen können!

Die Party - Jonas Winner

Die Party
von Jonas Winner

Im August vergangenen Jahres habe ich eine Leseempfehlung zu einem hoch angepriesenen Thriller namens „Murder Park“ ausgesprochen. Dort konnte der Autor sein Talent zum spannenden Schreiben unter Beweis stellen. Nun, ein Jahr später, veröffentlicht Jonas Winner sein neuestes Werk, das den Titel „Die Party“ trägt. Eine Feier unter alten Schulkollegen, das plötzlich zu einem Gemetzel mit tödlichem Ausgang ausartet, ist zwar kein neues Konzept, es lässt dennoch auf eine schaurig-böse Geschichte hoffen. Welche Erwartungen und Hoffnungen meinerseits die Lektüre einhalten konnte und welche weiteren Eindrücke aus ihr gewonnen werden können, das erfährst du in der folgenden Rezension.

 

Leider muss ich bereits zu Beginn festhalten, dass es sich bei „Die Party“ nicht um ein wirklich schlechtes Buch handelt, ich aber dennoch mehr als enttäuscht davon bin. Zwar weiß der Autor noch immer den Leser durch einen leicht zu lesenden Schreibstil und eine kurze Kapitellänge schnell in das Szenario einzuführen, verheddert er sich aber in dem Versuch, immer noch einen Twist drauf zu setzen. Genau das wird ihm zum Verhängnis, aber dazu später mehr.

 

Es fängt schon damit an, dass Jonas Winner Figuren konstruiert, die durch ihre Eindimensionalität und Langweiligkeit begraben werden. Mit keiner von ihnen konnte ich mich bis zur letzten Seite anfreunden oder identifizieren, sie wirkten für mich alle gleich austauschbar. Der Autor verleiht ihnen keine lebendige Note, keine eigene Persönlichkeit, durch deren Schillerndes sie zu unterscheiden sind. Das führt dazu, dass es mich als Leser nicht wirklich interessiert hat, was ihnen im Laufe des Werks zustößt. Uns wird kein Aufschluss über ihr Innenleben gegeben, sondern sie werden grobmotorisch, von außen in der dritten Person, charakterisiert. Die Plastizität und der Charme, die das Lesepublikum im vorherigen Werk „Murder Park“ erwartet haben, scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben.

 

Dazu kommt noch, dass es der grundlegenden Handlung massiv an Innovation mangelt. Ich bin sicher, dass jeder, der sich nur ein wenig auf dem Lesermarkt des Genres auskennt, einige Bücher bzw. Filme aufzählen könnte, die dem vorliegenden Werk zumindest ähneln. Bei der untenstehenden Kategorie „Ähnliche Titel“ werde ich einige Beispiele dafür auflisten. Nur wurde hier das Szenario durch einige technisch-moderne Aspekte „aufgepeppt“, obwohl der Autor sichtlich noch immer stark den 80ern nostalgisch nachtrauert und dies dem Leser auch mehrfach auftischt.

 

Die Figuren, die im Laufe des Werkes die buchstäbliche Hölle durchmachen müssen, scheitern alleine durch die Entscheidungen, die sie treffen. Die Motive, aus denen heraus sie handeln, sind von vorne bis hinten zu schwach, als sie beispielsweise als Grund für die letztendliche Auflösung zu nehmen. Man kauft es ihnen nicht ab.

 

Wenn ich auf die Vielzahl an Twists zu sprechen komme, die Winner am Ende des Werkes „verballert“ und weiter auf die vollständige Katastrophe zusteuert, lässt sich auch nachträglich nur der Kopf schütteln. Er scheitert bei dem Versuch, stets sich selbst übertreffen zu wollen. Die letzte Glaubwürdigkeit, die in dem schon komplett abstrusen Szenario noch herrscht, zerstört er dadurch, den Leser auf wiederholte Male an der Nase herumzuführen.

 

Bei Betrachtung aller negativen Aspekte, die ich bereits genannt habe, kommt in mir der Reflex hervor, die wenigen Stärken des Buches noch mehr herauszuarbeiten. Denn obwohl ich „Die Party“ als herbe Enttäuschung ansehe, kann es für diejenigen, die ihre Erwartungen gewaltig herunterschrauben, und sich auf einen kopflosen, aber spannenden Thriller einlassen, oder Fan des Autors sind, einige unterhaltsame Lesestunden bereithalten. Trotz zahlreicher Augenroller habe ich mich die knapp vierhundert Seiten kein einziges Mal gelangweilt gefühlt. Wenigstens das muss ich dem Werk zugutehalten.

 

„Die Party“ ist kein schlechtes Buch – aber eines, aus dem man so viel mehr hätte machen können! Der Autor erzählt mit so grobmotorischen und größenwahnsinnigen Zügen, dass er sich selbst dabei den Garaus macht. Schade.

 

Ich vergebe zwei von fünf möglichen Sternen.