Rezension

Man kann New York nicht so malen, wie es ist, sondern wie es gefühlt wird. (Georgia O’Keeffe)

Uns bleibt immer New York -

Uns bleibt immer New York
von Mark Miller

Bewertet mit 5 Sternen

Die von Haus aus gut betuchte Französin Lorraine Demarsan leitet in Paris mit zwei alten Geschäftspartnern ihres Vaters eine Werbeagentur. Nun soll sie die Leitung der in New York neu eröffneten Zweigstelle übernehmen. Als Kunstsammlerin reist Lorraine vorab zu einer Versteigerung nach New York, um dort ein Gemälde zu ersteigern. Kurz nachdem Kauf des Bildes wird Lorraine im Central Park überfallen und kann nur knapp dem Anschlag unverletzt entkommen, da der gerade aus dem Gefängnis entlassene Kunstfälscher Leo Van Meegeren ihr zu Hilfe eilt. Während Leo aufgrund seiner Vergangenheit direkt ins Visier der Polizei rückt, entspinnt sich zwischen ihm und Lorraine schon bald eine Liebesgeschichte. Lorraine beichtet Leo, dass sie schon lange von einem Unbekannten bedroht wird, der behauptet, ihren Vater erschossen zu haben, und der ihr anscheinend auf Schritt und Tritt über Kontinente hinweg folgt. Leo macht sich daran, den Bedroher ausfindig zu machen, ohne Lorraine von seinem eigenen traurigen Geheimnis zu erzählen…

Mark Miller hat mit „Uns bleibt immer New York“ einen Roman vorgelegt, der mit einer Mischung aus Liebesgeschichte und Kriminalroman wunderbar unterhält. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser mit wechselnden Perspektiven mal an die Seite von Lorraine, mal an die von Leo gleiten, um ihnen nicht nur über die Schulter zu sehen, sondern auch ihre Gedanken- und Gefühlswelt sowie einiges aus ihrer Vergangenheit kennenzulernen. Lorraine ist eine Französin durch und durch, obwohl sie in ihrer Kindheit einige Jahre in den USA gelebt hat, bis ihr Vater vor seiner Galerie von einem Unbekannten erschossen wurde. Die Ersteigerung des Lieblingsgemäldes ihres Vaters ist ihr eine Herzensangelegenheit. Aber ausgerechnet dieses Gemälde liegt auch Leo sehr am Herzen, denn es ist von seinem Lieblingsmaler. Leo hat gerade seine dreijährige Strafe für Kunstfälschung abgesessen und wird von einem der von ihm betrogenen Käufer bedroht. Das Zusammentreffen von Leo und Lorraine ist eher zufällig zu nennen, obwohl beide auf ihre Art verfolgt werden von ihrer Vergangenheit. Die sich entspinnende Liebesgeschichte, in der sich die beiden Protagonisten mit immer neuen Herausforderungen auseinandersetzen müssen, entbehrt nicht einer gewissen Bittersüße. Sowohl Leo als auch Lorraine müssen sich gegen ihre Vergangenheit behaupten und kämpfen gegen Unbekanntes. Der erst gemäßigte Spannungslevel steigert sich während der Handlung immer weiter in die Höhe, während der Leser zum Miträtseln animiert wird. Die Auflösung kommt völlig unerwartet und überrascht auf ganzer Linie.

Die Charaktere sind nicht sehr detailliert ausgestaltet, jedoch hat der Leser schon nach wenigen Kapiteln sein eigenes Bild der Protagonisten vor dem inneren Auge. Sie sind voller Leben und bestückt mit menschlichen Eigenschaften, die sie authentisch wirken lassen. Lorraine wirkt nach außen selbstsicher, stark und extrovertiert, innerlich ist sie eine unsichere und ängstliche Frau, die seit dem gewaltsamen Tod ihres Vaters auf der Suche nach Sicherheit ist. Leo ist ein talentierter Maler, der sein Können allerdings für das Falsche eingesetzt hat. Er ist eher zurückhaltend und vorsichtig, wirkt oftmals geheimnisvoll, doch hat er die Gabe, echte Freunde an seiner Seite zu haben. Ebenso brillieren die Nebenfiguren mit ihren Einsätzen, die die Handlung noch interessanter gestalten, seien es Lorraines Mutter, ihre Geschäftspartner, aber auch Leos bunter Freundeskreis.

„Uns bleibt immer New York“ ist ein sehr gelungener Debütroman, der mit neben einer bittersüßen Liebesgeschichte mit einer spannenden Krimihandlung und einem Ausflug in die New Yorker Kunstszene wunderbar zu unterhalten weiß. Der Leser klebt regelrecht an den Seiten und wird am Ende völlig überrascht. Absolute Leseempfehlung für ausgezeichnete Unterhaltungslektüre!