Rezension

Man wartet schon jetzt gespannt auf den zweiten Band aus der Reihe

Slow Horses - Mick Herron

Slow Horses
von Mick Herron

Bewertet mit 5 Sternen

Mick Herron, Slow Horses. Ein Fall für Jackson Lamb, Diogenes 2018, ISBN 978-3-257-07018-7

 

 

Wieder haben die Mitarbeiter des Diogenes Verlags einen Autor und eine Reihe ausgegraben, die in ihrem Herkunftsland seit 2010 große Erfolge feiert und nun auch in lockerer Folge dem deutschsprachigen Publikum präsentiert werden soll.

 

Die Rede ist von dem englischen Schriftsteller Mick Herron, der mit seiner Jackson Lamb Serie seit 2010 erfolgreich ist.  Nun ist in der Übersetzung von Stefanie Schäfer der erste Band erschienen.

 

In ihm wird eine ungewöhnliche Truppe von Geheimagenten vorgestellt. Sie residieren im sogenannten „Slough House“ und werden innerhalb des MI 5 die „Slow Horses“ genannt. Unter der Führung von Jackson Lamb, der selbst dorthin strafversetzt worden ist, beschäftigen sich ehemalige Topagenten, die bei irgendeiner Sache versagt haben oder unverzeihliche Fehler begangen haben, mit relativ nutzlosen Schreibtischarbeiten. Die Führung des MI 5 hofft sie dadurch loszuwerden, dass die slow horses vor lauter Langeweile und Frust ihren Job kündigen.

 

Unter ihnen ist auch River Cartwright aus einer im MI 5 wohlbekannten Agentenfamilie (sein Großvater war ein hohes Tier und hat immer noch großen Einfluss). Nach einem Übungseinsatz in einer Londoner U-Bahn-Station, bei dem Rivers einen mit einem Sprengstoffgürtel bewaffneten Terroristen stoppen soll und kläglich versagt, weil er die Farben der Oberbekleidung des Attentäters verwechselt hat, entgeht er nur durch die Fürsprache seines Großvaters der Entlassung und wird ein lahmer Gaul. Er ist davon überzeugt, dass ihm ein nicht wohlgesonnener Kollege hier absichtlich falsche Angaben übermittelt hat, um ihn kaltzustellen.

 

Misstrauen dieser Art ist der Kitt, der diese Gurkentruppe zusammenhält. Keiner traut dem anderen so recht über den Weg und jeder trägt zunächst sein Geheimnis, warum er in Slough House gelandet ist, alleine mit sich herum.

 

Als ein pakistanischer Jugendlicher entführt wird, wittert River Cartwright seine Chance und beginnt zusammen mit anderen lahmen Gäulen auf eigene Faust zunächst hinter dem Rücken seines Chefs Jackson Lamb zu ermitteln. Der wiederum hat mit der Vizechefin des MI 5, Diana Taverner, genannt Lady Di, einige alte Hühnchen zu rupfen. Ein großer Misthaufen aus Misstrauen und  Korruption wird sich im Laufe der Handlung auftun

 

Die slow horses, die sich im Laufe einer spannenden und auch sehr verwickelten Handlung immer näher kommen, werden zunächst von Mick Herron ausführlich und nacheinander vorgestellt. Auch die Gründe, warum sie strafversetzt wurden kommen zur Sprache. Das dauert, aber im ersten Band einer Serie ist dies sicher sinnvoll, auch wenn in den nächsten Bänden mit Sicherheit wieder neue Leute dazukommen werden, denn im Laufe der Handlung werden zwei Mitarbeiter von Jackson Lamb ihr Leben verlieren.

 

Es wird sich herausstellen, dass der Fall des entführten pakistanischen Jungen alles andere ist als das, wonach er zunächst ausgesehen hat. Die angebliche Gurkentruppe schlägt sich recht gut und auch Jackson Lamb bringt so manches Schäfchen bei Lady Di ins Trockene.

 

Eine verwickelte Handlung mit vielen Personen und Figuren und mit vielen Detailinformationen aus dem Inneren des MI 5 fordert die große Aufmerksamkeit des Lesers, der sich aber dennoch kaum von diesem Thriller losreißen kann und atemlos dem Ende entgegenliest.

 

Man wartet schon jetzt gespannt auf den zweiten Band aus der Reihe, der in England 2013 unter dem Titel „Dead Lions“ erschienen ist. Ich erwarte ihn im Herbstprogramm 2019 bei Diogenes.