Rezension

Manchen zu brutal, für mich gerade recht

Engelsstille -

Engelsstille
von Thomas Kowa

Bewertet mit 5 Sternen

Der 11.11. – der Tag des Karnevalbeginns, der Laternenumzüge traditionell aber auch der Abrechnung. Eigentlich der Abrechnung des Wirtschaftsjahres. Im Thriller „Engelsstille“ von Thomas Kowa aber spielt das Wirtschaftsjahr keine Rolle. Da geht es um religiöse Motive und brutale Morde.

Es geht um junge Frauen, die ermordet und dann mit einer weißen Feder auf den Lippen bestattet werden. Es geht um eine Sekte und um historische Ereignisse, die in die Geschichte hineinspielen. Und der Pfarrer, der schon relativ früh den Täter erkennt, ist durch das Beichtgeheimnis zum Schweigen verdammt.

Kowa macht es weder dem Ermittlerteam um Erik Lindberg noch dem Leser leicht, dem Täter auf die Spur zu kommen. Was gerade für die Polizisten aber nötig wäre. Schließlich gibt es mit Anthrax versehene Drohbriefe, die mit dem schnell näher rückenden  11.11., dem Tag der Abrechnung drohen. Als er eine Sekte näher unter die Lupe nehmen möchte, wird ihm von ganz oben ein Riegel vorgeschoben. Warum? Darauf kann sich Lindberg keinen Reim machen. Seine ehrgeizige junge Kollegin Mia lässt sich nicht gern aufhalten und unternimmt auch schon mal Alleingänge, die sie in Gefahr bringen. Lindberg selbst hat eigentlich schon genug mit sich und seiner Situation zu tun. Seine Frau liegt im Wachkoma, eine Belastung, die er auch gern mal mit Alkohol betäubt, was bei Vorgesetzten und Kollegen nicht verborgen bleibt, hier und da aber gedeckt wird. Schließlich ist er ein Polizist mit überragendem Talent.

Der Autor schafft es, den Leser von Anfang an zu fesseln und regelrecht zum Weiterblättern zu zwingen. Die Spannung wird ständig hoch gehalten, der Atem stockt immer wieder.

Die Geschichte spielt in der Schweiz und dem angrenzenden Südbaden. Das ist für den Verlauf und den Inhalt der Geschichte zwar nicht von Bedeutung, hat mir als Südbadnerin, die ich nur etwas über eine Stunde Autofahrt von der Schweizer Grenze entfernt lebe, sehr gefallen. Schließlich kenne ich die Orte und die Region.

Es gibt wohl Vorgängerbücher des Ermittlerteams. Diese muss man aber nicht gelesen haben, um die Geschichte verfolgen zu können. Auch die Charaktere der einzelnen Protagonisten sind so beschrieben,  als ob es sich um einen ersten Band handle.

Manchen mag die Beschreibung der Morde zu brutal sein, für mich gehört das aber in diesem Genre genau so dazu. Ansonsten wäre es kein Thriller, sondern ein Krimi.  Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.