Rezension

Manchmal verstörende Familiengeschichte

Im Krieg und in der Liebe - Anne Tyler

Im Krieg und in der Liebe
von Anne Tyler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Michael und Pauline verlieben sich 1942 unsterblich ineinander, heiraten und genau 30 Jahre später zerbricht ihre Ehe. Das Buch schildert die Entwicklung der beiden Hauptfiguren aus beider Sicht. Sie haben drei Kinder. Die älteste Tocher verschwindet während der Pubertät plötzlich, nach einigen Jahren nehmen die Eltern das verlassene Kind der Tochter auf und ziehen es auf. Trägt diese Belastung zu ihrer Entfremdung bei? Oder waren beide schon immer zu verschieden?

Das Buch ist hervorragend geschrieben und langweilte mich nicht eine Minute lang. Dabei ist es ziemlich hart zu lesen, wie Michael und Pauline miteinander umgehen. Sie scheinen aus den Fehlern niemals zu lernen und verfallen immer wieder in dieselben zerstörerischen Muster. Das muss bei ihrer Verschiedenheit irgendwann zum Scheitern führen. Man fragt sich immer wieder, wie das Leben der beiden verlaufen wäre, wenn sie sich an entscheidenden Stellen ihres Lebens anders entschieden hätten oder wenn sie aus ihren Fehlern gelernt hätten. Statt dessen gehen sie ziemlich stur ihrer Wege und reden viel zu wenig miteinander.

Tyler arbeitet sehr geschickt mit Zeitsprüngen und bezieht sich dabei immer wieder auf die entscheidenden Ereignisse im Leben des Paares und der Familie. Das macht das Buch sehr lebendig, auch, wenn man sich immer mal wieder ein paar Seiten lang orientieren muss.

Ein wirklich gutes Buch, das keineswegs eine seichte Familiengeschichte ist, sondern die Leser zum Mitdenken auffordert!