Rezension

Manchmal wäre es besser die Vergangeheit, ruhen zu lassen

Der Kreidemann
von C. J. Tudor

Bewertet mit 5 Sternen

Eddie ist Englischlehrer in einer kleinen englischen Stadt. Er lebt dort seit seiner Geburt im gleichen Haus. Alles verläuft im Gleichmaß, bis er einen Brief mit einer Strichmännchenzeichnung und einem Stück Kreide erhält. Auf einen Schlag ist die Vergangenheit wieder präsent. Als Eddie, Metal Mickey, Fat Gav, Hoppo und Nicky beste Freunde waren, Strichmännchen als Geheimcode benutzten und ein Unfall auf dem Jahrmarkt alles veränderte.Und die Ereignisse zum Tod eines jungen Mädchens führten, dessen wirklicher Täter nie gefasst wurde. Jetzt - dreißig Jahre später - beginnt das Sterben erneut. Eddie ist sich sicher, wenn er sich erinnert an jenes unscheinbare Detail das er vergessen hat, dann wird es ein Ende haben.

Die Geschichte wird von Eddie erzählt und der Leser erfährt nur das, an das sich Eddie erinnert oder er sich zusammen reimt. So bleibt das Geschehen bruchstückhaft und lässt dem Leser Raum für Vermutungen. Die auf den ersten Blick glückliche Kindheit zeigt auf den 2. Blick erhebliche Risse. So lebt Hoppo in sehr ärmlichen Verhältnissen, Nicky wird von ihrem Vater geschlagen. Die gemütliche Kleinstadtfassade ist trügerisch. Je mehr sich Eddie erinnert, desto bedrohlicher werden die gegenwärtigen Ereignisse und zerstören gleichzeitig vermeintlich glücklichen Erinnerungen. Die Autorin verwebt gekonnt Vergangenheit mit der Gegenwart und schafft so eine Atmosphäre der Unsicherheit und unterschwelligen Bedrohung. Die Auflösung ist überraschend, wird aber Stück für Stück überzeugend hergeleitet. Zurück bleiben zerstörte Lebensträume.