Rezension

Mangelndes Worldbuilding

Shadowscent - Die Blume der Finsternis - P. M. Freestone

Shadowscent - Die Blume der Finsternis
von P. M. Freestone

Bewertet mit 3 Sternen

In einem dichten Buchmarkt ist man immer auf der Suche nach neuen Ideen, die man so noch nicht gehört hat und die einfach etwas „Neues“ vermitteln. Als ich den Klappentext von Freestones „Shadowscent – Die Blume der Finsternis“ gelesen habe, hat es mir gleich imponiert, wie groß hier die Bedeutung von Gerüchen ist. Ich selbst nehme die Welt sehr bewusst durch Gerüche aus, vermutlich auch der Sinn, der bei mir am besten ausgebildet ist, weswegen es unweigerlich Faszination erzeugt hat. Wie gelingt es Freestone nun, die Leser in die Welt von Aramtesch eintauchen zu lassen?

Ich fand den Einstieg in die Geschichte sehr kompliziert. Die Autorin nimmt sich leider keine Zeit, die geschaffene Welt richtig zu erklären. Man erfährt, dass es mehrere Herrschaftsgebiete gibt, über denen das Kaiserreich steht. Zudem haben Dufthüter eine besondere Rolle, ohne dass dieser aber genauer definiert wird. Auch ist klar, dass die Geschichte von einer Portion Magie/Fantasy angehaucht ist, aber dieser Eindruck schwebt so unter die Oberfläche, dass es schwer ist, die Geschichte in ein Genre einzusortieren.

Auch wenn die Voraussetzungen also etwas chaotisch sind, war es trotzdem eine unterhaltsame Geschichte, in der es nur wenig Atempausen gibt. Nachdem die Geschichte mit der Vergiftung des Prinzen einmal in Gang gesetzt ist, fließt die Erzählung gut. Wobei man auch hier einschränken muss, dass die Reisestrecke mit einem Zwinkern übersprungen wird, damit hält die Autorin sich nicht auf. Sie ist auch keine Spezialistin für ausufernde Beschreibungen (was gut ist!), dafür aber fallen auch die spannendsten Szenen immer sehr kurzweilig aus, hier hätte man die Spannung noch etwas mehr hinauszögern können.

Richtig stark fand ich die Entwicklung der Beziehung zwischen Rakel und Ash. In manchen Geschichten sind Liebesbeziehungen eher im Weg oder werden zu überhastet erzählt. In „Shadowscent“ ist aber genau das richtige Maß gefunden worden. Rakel und Ash könnten nicht unterschiedlicher sein, sind damit auf ihrer abenteuerlichen Reise aber gute Ergänzungen füreinander. Stück für Stück passen sie sich einander ein, nehmen Eigenschaften des jeweilig anderen an und werden so zu einer gelungenen Symbiose. So wird eine innige Beziehung aufgebaut, die aber zu keinem Zeitpunkt überstilisiert wird. Auch mit der Romantik wird zu keinem Zeitpunkt übertrieben, das möchte ich wirklich als Highlight hervorheben.

Dennoch hat es in der Handlung auch einige Schnitzer gegeben, die das Lesevergnügen doch etwas getrübt haben. Die ganze Geschichte hindurch wird die dargestellte Welt nicht unbedingt klarer. Natürlich gibt es häppchenweise Erkenntnisse, aber dennoch könnte ich jetzt im Nachklang kein Essay über die Welt schreiben. Zudem sind einige Figuren von großer Bedeutung, die aber null Präsenz in diesem Band haben. Das wäre zum einen der Kaiser, dessen Motive, sich von den Dufthütern abzuwenden, zu keinem Zeitpunkt hinterblickt werden und auch der letztlich Big Bad taucht erst dann auf, als schon alles passiert ist. Das ist nicht die nötige Präsenz, die eine Figur mit solchem Einfluss haben muss. Dennoch ist unfraglich nun eine Geschichte aufgebaut worden, die genug Potenzial für Band 2 hat. Man will wissen, wie es weitergeht und damit ist das Minimalziel wohl erreicht.

Fazit: „Shadoscent“ ist von der Idee her vielversprechend, lässt aber gerade im Worldbuilding viele Wünsche offen. Insgesamt ist aber eine dennoch spannende Erzählung gelungen, die ihre Stärke in einer starken Beziehung der Protagonisten hat. Dennoch gibt es zu viele Mängel für eine bessere Bewertung.