Rezension

Manipulation

Auslöschung - Jeff VanderMeer

Auslöschung
von Jeff VanderMeer

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Area-X ist ein mysteriöser Ort, an dem vor einiger Zeit ein nicht bekanntes Ereignis stattfand, das den Ort für immer veränderte.
Die Regierungsorganisation Southern Reach hat es sich zur Aufgabe gemacht das Gebiet zu untersuchen um mehr darüber zu erfahren.

Immer wieder werden Expeditionen zu dem Gebiet geschickt um Erkenntnisse zu sammeln und nun steht die zwölfte Expedition an.
Die Teilnehmer sind vier Frauen mit unterschiedlichen berufen. Eine Psychologin, die gleichzeitig die Leiterin der Expedition ist, eine Archäologin, eine Vermesserin und eine Biologin. Ihre Namen kennen sie nicht, nur ihre Funktionen. Genau so wurde es ihnen eingetrichtert, sie sollen keine freundschaftlichen Bindungen untereinander eingehen, nur ihre Arbeit zählt.

Und dann durchdringen sie die Grenze, nach dem die Psychologin sie mittels Hypnose in einen Zustand der Trance versetzt hat, der sie vergessen lässt, was sie während des Grenzübertritts sehen. Denn es heißt, dass man beginnt zu halluzinieren, sobald man die Grenze überschreitet. Doch die Frauen sollen entspannt und frei von Angst sein, denn jede Angst könnte zu Panik führen und Panik zu Gewalt.

Sie schlagen ihr Lager auf und schon bald machen sie sich auf das Land zu untersuchen, ihr erster Haltepunkt ist ein Gebäude, dass nach unten führt.
Die Frauen steigen herab und entdecken eine Schrift an dessen Wänden, das aus einer Art Lebewesen besteht. Die Biologin wagt sich zu nahe heran und wird mit einer Art Sporen kontaminiert, erzählt jedoch niemandem davon. Sie merkt keinen Unterschied, sie fühlt sich nicht krank.
Die Frauen beschließen mit Schutzausrüstung wiederzukommen und kehren zurück zu ihrem Basislager.
Noch am selben Abend bekommt die Biologin etwas mit, dass ihr Misstrauen weckt. Die Psychologin versetzt die Teilnehmer der Expedition wieder in Hypnose um ihre Wahrnehmung zu verändern, sie ist nun immun dagegen geworden, spielt jedoch mit um nicht in Verdacht zu geraten.

Am nächsten Morgen ist die Archäologin verschwunden und die Psychologin verletzt, was ist geschehen?
Von nun an läuft alles aus dem Ruder und die Biologin wird Teil etwas viel Größeren....

Meine Meinung

Wenn man beginnt das Buch zu lesen, fällt es einem etwas schwer sich hinein zu finden. Wir haben hier ein Gebiet, dass durch irgend ein Ereignis verändert wurde und eine sehr geheim wirkende Expedition, deren Sinn wir nicht so Recht verstehen können, nur dass sie Forschungen anstellen sollen, welcher Art diese sind und was es mit dieser ominösen Area-X auf sich hat, bleibt alles im Dunkeln verborgen.
Schnell jedoch wurde mir klar, dass mich das ganze brennend interessierte, gerade aufgrund der ganzen Unklarheiten. Wir haben hier unzählige Geheimnisse und nur eine vage Vorstellung davon, was uns erwartet, alles ist möglich.

Die Erzählperspektive ist ein Ich Erzähler, der uns das ganze aus der Sicht der Biologin näher bringt. Die Biologin ist eine Wissenschaftlerin, die eine Obsession für ihren Beruf entwickelt hat. Anfangs erzählt sie sehr nüchtern von den Ereignissen, alles wirkt kalt und dann erfahren wir auch einige Dinge aus ihrer Vergangenheit.
Die Stellen, die in der Area-X spielen lesen sich am Anfang wie ein Forschungsbericht und wahrscheinlich ist, dass es genau dies ist, Aufzeichnungen, die sie zurückgelassen hat, durchbrochen von vergangenen Ereignissen, die jedoch nicht mehr Wärme aufweisen als die Beschreibungen des Gebietes. Dies klingt vielleicht anfangs etwas ungewöhnlich, passt jedoch sehr gut, da die Biologin, deren Namen wir übrigens niemals erfahren, sehr rational denkt und nicht all zu viel für zwischenmenschliche Beziehungen übrig hat.
Doch nach und nach verändert sie sich und ihre Erzählungen werden tiefer, sie lässt den Leser näher an sich heran, auch wenn es immer noch an Wärme fehlt.
Wir können uns nicht richtig in sie hineinversetzen, wir beobachten sie eher aus distanziertes Handlung, interessiert, jedoch unfähig sie zu verstehen.
Für mich war das ein etwas anderes Lesevergnügen. Protagonisten, die uns sympathisch sind und in die wir uns hineinversetzen können, mit denen wir mitfiebern, gibt es wie Sand am Meer. Hier ist es eher wie eine eigene Feldforschung, wir beobachten sie, versuchen sie zu enträtseln und zu verstehen und doch ist es uns nicht ganz möglich.

Die Geschichte selber ist unbeschreiblich. Wir haben zwar einige Stellen, an denen wirklich etwas außergewöhnliches geschieht, doch die meiste Zeit streunen wir in der Gegend herum und versuchen Geheimnisse zu entwirren, herauszufinden, was es nun mit diesem Ort auf sich hat. Dies erzeugt eine unterschwellige Spannung und regt die eigene Fantasie an, ohne dass wir wirklich Antworten bekommen. Am Ende des Buches kann man sich einiges zusammenreimen und spekulieren, doch wir sind nicht wirklich schlauer, obwohl wir schon einige Indizien bekommen haben, richtige Beweise für unsere Theorien gibt es nicht.
Klingt unbefriedigend, ist es jedoch nicht. Es ist das Spiel mit dem Unbekannten, dass die Fantasie des Lesers anregt. Wie schon einmal geschrieben ist im Prinzip alles möglich. Auf mich hat das Ganze so einen großen Reiz ausgeübt, dass ich schon Teil 2 und 3 der Trilogie vorbestellt habe.

Sehr interessant ist übrigens auch die Organisation Southern Reach, über die wir eigentlich fast gar nichts erfahren, außer dass sie sehr gut sind im vertuschen von Tatsachen und großartig sind in der Manipulation des menschlichen Geistes.
Ich habe die Ahnung, dass diese Organisation mit dem mysteriösen Ereignis zu tun hatte und ihre Motive alles andere als ehrenhaft sind. Aber auch das sind alles nur Spekulationen.

Fazit

Spannend, weckt die eigene Fantasie, lässt viele Fragen offen und lässt den Leser nach mehr verlangen.
Für mich war dieses Buch etwas völlig anderes und es hat mich bezaubert. Innerhalb eines Tages war das Buch ausgelesen und ich bestellte die Folgebände vor. Traurig ist nun nur, dass ich vier Monate auf den nächsten Band warten muss.

Dieses Buch ist für jeden geeignet, der sich seiner eigenen Fantasie stellen möchte und nicht auf starre Geschichten angewiesen ist, die keine Fragen offen lassen.