Rezension

Manipulativer Bestseller vom Reißbrett

Ein wirklich erstaunliches Ding - Hank Green

Ein wirklich erstaunliches Ding
von Hank Green

Bewertet mit 2 Sternen

Das Beste an diesem Buch ist die Idee…hätte ich beinahe behauptet, aber wenn man ehrlich ist, hat man am Ende des Buches die Idee nicht verstanden. Falls ich sie doch verstanden habe, ist sie nicht gut, würde ich inzwischen behaupten. Das ist kryptisch aber wahr und lässt sich nicht spoilerfrei erklären. *kicher*

Man stelle sich vor, über Nacht würden weltweit an exponierter Stelle roboterähnliche Skulpturen auftauchen. Keiner sah, wie sie kamen, sie waren einfach da und die Erste, die einen davon entdeckte, war April May, 23 Jahre alt, Webdesignerin. Fix ruft sie ihren Freund Andy an, der noch in derselben Nacht ein Video dreht und ins Netz stellt. 
April und Andy werden in kürzester Zeit You-Tube Stars, echte Influencer, die versuchen, das Rätsel zu lösen, das diese Skulpturen darstellen. Sind sie Aliens? Sind sie lebendig? Sind sie gefährlich? 

So weit, so gut, das ist schräg und innovativ, zu spannenden Erlebnissen mit Außerirdischen führt uns die Geschichte aber zunächst einmal nicht. Es geht mehr um April, die mit ungewohntem Ruhm und ungewohntem Reichtum klar kommen muss und die hier höchst persönlich erzählt. Man meint, man sitzt mit ihr in einer Kneipe und sie berichtet, was ihr passiert ist und analysiert sich und das Geschehen nachträglich mit der ganzen Lebensweisheit ihrer 23 Jahre. Und wenn man nicht deutlich älter ist, mag das annehmbar, eventuell sogar interessant sein. Für mich klang sie affektiert und altklug, ihre Ideen zu Beziehungsbefindlichkeiten und anderen Fragen des Lebens etwas gebraucht. 

Die eigentliche Geschichte ist originell, zeitweise sogar spannend, nur der Erkenntnisgewinn hält sich stark in Grenzen, hier werden jede Menge Rätsel aufgeworfen, aber kein einziges geklärt. Der Autor hält sich deutlich alle Türen offen. Nach Recherche im Netz weiß man dann, dass dieses Buch Teil 1 des Spaßes ist, es wird aber weder in der Buchbeschreibung noch im Buch selbst darauf hingewiesen. 

Also, das Ende bleibt reichlich offen, aber damit wir den Eindruck bekommen, etwas gelernt zu haben, referiert man noch abschließend eine gute Portion geballte Botschaft, die man natürlich in das Buch hineinlesen kann, wenn man möchte. Günstiger wäre, ein Buch transportiert seine Botschaft selbsttätig, im Idealfall trifft sie sogar oder berührt. Davon ist hier keine Rede. 
Eigentlich ist dieses Buch der holprige Versuch, ein paar hübsche Gedanken in eine futuristische Geschichte zu packen. Leider ist das Unterfangen zu durchsichtig, zu geplant, zu manipulativ. Das ist ein wohl überlegter Bestseller vom Reißbrett, der gezielt junge Leute ansprechen soll und zwar in möglichst simpler Sprache. Ich hoffe doch sehr, das wird durchschaut. 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. März 2019 um 06:51

Und wenn man nicht deutlich älter ist, mag das annehmbar, eventuell sogar interessant sein

Isch schmeiß  mir weg.

Emswashed kommentierte am 25. März 2019 um 08:20

:-))))))))