Rezension

Marcus Didius Falco Poirot Marple

Tod eines Mäzens - Lindsey Davis

Tod eines Mäzens
von Lindsey Davis

Bewertet mit 4 Sternen

Agatha Christie hätte sicher ihre Freude daran gehabt.

Lindsey Davis' Figur Marcus Didius Falco ist ein Original - sowohl innerhalb seiner römischen Welt um das Jahr 70 n. Chr. wie auch für den Leser, der sich über ihn rund 1940 Jahre später herzlichst amüsieren kann.

So sind Davis' Bücher auch immer ein Lesevergnügen, sollte der eigentliche Kriminalfall des Buches vielleicht auch mal nicht so spannend, interessant oder prickelnd sein. Dadurch dass die Bücher in der Ich-Form geschrieben sind, kann Davis ihrem Falco wunderbare Kommentare über Politiker, Geschehnisse, Riten, Mitmenschen oder auch sich selbst und seinem Verhalten in den Mund legen - und diese sind nicht selten ironisch, bissig, zum Lachen komisch und oft durchaus übertragbar auf die heutige Zeit. Dieser Stil macht neben dem chaotischen Privatleben des Detektivs (Dauerfehde mit Vater und Mutter, wechselnde Gefühle zu seinen Geschwistern, freundschaftliche Bande zu seinem besten Freund, der bei den Vigiles (=Polizei) arbeitet, und seine große Liebe Helena, die ihm den Kopf auch schon mal zurecht rückt) den eigentlichen Reiz aller Falco-Romane aus.

Mir persönlich sind die Romane, in denen Falco einen ganz normalen Kriminalfall zu bearbeiten hat lieber, als diese in denen es um meist recht verwickelte und dadurch teils undurchschaubare politischen Intrigen geht. Daher ist "Tod eines Mäzens" ganz nach meinem Geschmack. Beginnt der Roman als Ausflug in die literarische Welt, in der sich Falco versucht, ist er alsbald in dieser als Ermittler verstrickt und rutscht ebenfalls noch in das römische Bankenwesen rein. Die Probleme, die er diesmal mit seiner Familie hat (Freundin des Vaters ist gestorben, sein Lieblingsfeind Anacrites buhlt um seine Mutter und seine Schwester, was (zumindest im Fall seiner Schwester) sein Freund Petronius gar nicht so gerne sieht) sind herrlich und gewohnt liebevoll geschrieben und lassen einem die Unordnung in eigenem Leben manchmal doch recht klein erscheinen.

Wie immer bietet auch "Tod des Mäzens" eine perfekte Abstimmung zwischen Einblicke in den Fall und das Privatleben Falcos.

Und wer vergessen hat, wie man Fälle in der Zeit vor DNS, DNA, Fingerabdrücke und Autopsie löst, der wird hier wieder daran erinnert: Wie einst Hercule Poirot oder Miss Marple lädt Falco zum Finale grandioso einfach alle Verdächtigen und Zeugen in einen Raum ein und überführt am Schluss schließlich den Täter.

Fazit:
Sicher kommt keine Spannung zum Fingernägelkauen auf, die Lösung des Falles erfolgt eher gemächlich, doch der Erzählstil ist für mich ein dickes Plus.

Agatha Christie hätte sicher ihre Freude daran gehabt.