Rezension

Maribeth braucht einen Neuanfang

Manchmal musst du einfach leben - Gayle Forman

Manchmal musst du einfach leben
von Gayle Forman

Bewertet mit 4 Sternen

Maribeth Klein ist Anfang 40 und geht sowohl in ihrem Beruf auf wie auch in ihrer Mutterrolle zu den Zwillingen Liv und Oscar. Ihr Alltag ist so darauf abgestimmt, die verschiedenen Termine auf die Reihe zu kriegen, dass sie es übersieht, als sie einen Herzinfarkt hat. Aus dem Krankenhaus zurück, merkt sie, wie sehr sie die Rückkehr in den Alltag überfordert, während ihre Umwelt, ihr Mann und ihre Mutter, ihr nicht wirklich zur Hand gehen wollen. Bevor es ihr wieder schlecht geht, beschließt Maribeth, sich aus diesem Chaos für eine Weile zurückzuziehen und für sich selbst zu sorgen: Sie verschwindet in eine andere Stadt und will sich dort die Zeit nehmen, um sich wieder zu erholen. Nebenbei beginnt sie, nach ihren Wurzeln zu suchen, denn sie wurde adoptiert und weiß nichts über ihre leibliche Mutter.

Turbulent geht es auf den ersten Seiten des Buches zu, und sehr schnell weckt die Autorin Sympathie für ihre Protagonistin, die sich so sehr in ihren verschiedenen Rollen aufreibt, dass sie dabei auf der Strecke bleibt. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass sie Ruhe braucht und sich von ihrer Familie „absetzt“ - auch wenn es mir schwerfällt nachzuvollziehen, wie eine Mutter ihre vierjährigen Kinder so abrupt verlassen kann. Dies ist auch einer meiner Kritikpunkte, die für mich die Geschichte nicht ganz realistisch erscheinen lassen. Gerade bei einer Mutter, die sich so sehnsüchtig die Kinder gewünscht hat.

Spannend ist es jedoch, wie Maribeth nun zu sich zurückfindet und damit auch für ein Leben, das sie selbst steuert, statt gesteuert zu werden. Das ergibt zum Schluss Möglichkeiten, die anfangs nicht ansatzweise zu erkennen waren. Damit hat die Autorin viele Ideen zum Weiterdenken in die Geschichte gestreut, die noch lange nachwirken. Das Ende passt zu diesem Buch, auch wenn ich den Weg manchmal zu „amerikanisch“ empfinde.

Obwohl ich nicht mit allem in der Geschichte konform gehen kann, habe ich interessante und vor allem nachdenkliche Lesestunden mit der Protagonistin erlebt und kann das Buch deshalb (mit einem leichten Vorbehalt) gut weiterempfehlen.