Rezension

Martin Kühn fragte sich, warum diese Leute reich und trotzdem sympathisch waren.

Kühn hat Ärger
von Jan Weiler

Bewertet mit 5 Sternen

Zwischen allen Stühlen. Nach einer längeren Auszeit, wegen Burn-out Syndrom, kehrt Kommissar Martin Kühn zurück an seinen Schreibtisch. Alles ist wie immer, glaubt er zunächst. Martin Kühn lebt. Und er hat immer noch viel zu tun. Denn wenn das Leben weitergeht, dann wachsen auch die Aufgaben. Die Sonne geht auf, es regnet, oder es schneit. Aber im Grunde startet jeder neue Tag mit derselben Chance. So sieht Martin Kühn es jedenfalls, an guten Tagen. In letzter Zeit allerdings hatte er eher selten gute Tage. Nicht nur, dass er sein Haus auf giftigem Boden gebaut und weder seine Karriere noch seinen Sohn unter Kontrolle hat. Nun verhält sich auch noch seine Frau seltsam, in der Nachbarschaft geht ein Erpresser um und Martin Kühn begeht einen schweren amourösen Fehler. Als die übel zugerichtete Leiche eines Jugendlichen an der S-Bahnstation gefunden wird, sieht es zuerst wie ein Fall von brutalem Ausländerhasss aus- zumal ein bekannter Rechtsradikaler auftaucht, mit dem Kühn schon früher aneinandergeraten ist. Die Ermittlungen zu den Lebensumständen des Opfers führen Kühn, den einfachen Polizisten, in die Welt der Reichen und Wohltätigen, die ihn fasziniert aber auch verunsichert. Diese neue Erfahrung setzt ihm doch mehr zu, als Kühn es sich eingestehen will. Und während er auf der Terrasse der Verdächtigen selbstgemachte Limonade kostet, sucht Kühn die Antwort darauf, ob es überhaupt einen Ort gibt, an dem er in diesem Leben richtig ist. Er fühlt sich bald zwischen allen Stühlen. Wurde der aus schwierigen Verhältnissen stammende Freund der Tochter nur zur Fassade im reichen Elternhaus aufgenommen? Und warum liegt der Junge jetzt im Leichenschauhaus? Gesellschaftskritischer Roman, der als Krimi getarnt daherkommt. Der Autor Jan Weiler, legt eine clevere Gesellschaftsanalyse mit schönem Spannungsbogen vor. Sozialkritisch und engagiert trifft er auf packende Art und Weise so manchen Nerv. Guter Stoff.