Rezension

Marylins Dilemma

Marylin - Arthur Rundt

Marylin
von Arthur Rundt

Bewertet mit 5 Sternen

Vorab:

Das Buch ist hochwertig aufgemacht, mit Lesebändchen und mit einem interessanten Nachwort mit Endnoten versehen. Auch gibt es ein Foto des Schriftstellers. Ich mag es, wenn eine Ausgabe so liebevoll gestaltet wurde & wenn man als Rezipient zum Weiterlesen animiert wird.

 

Arthur Rundts Roman erschien 1928.

„Marylin“ ist zeitlich in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt. Die Goldenen Zwanziger stehen für ausschweifende Feste, neue Freiheiten, sexuelle Experimente und Drogenkonsum in Europa und insbesondere Berlin, aber auch für Prohibition und Rassentrennung in den USA.

Rundts Roman beginnt zunächst im amerikanischen Mittleren Westen und führt den Leser dann in die eigentlich liberale Großstadt New York.

In Chicago trifft ein junger Mann eines Tages auf ein wunderschönes Mädchen, insbesondere ihre dünnen, hellen Arme haben es ihm angetan. Der naive Philip verfolgt die junge Frau, erkennt ihre tägliche Routine, und obwohl sie sich ihm entzieht und sogar umzieht, gelingt es ihm, obwohl es zunächst dagegen ist, das Objekt seiner Begierde  zu heiraten und eine Familie  in New York zu gründen. Doch als der Nachwuchs zur Welt kommt, ist Philip außer sich vor Wut, und das eigentlich allgegenwärtige Unheil nimmt seinen Lauf…

 Ein so gutes Buch wie „Marylin“ habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Sachlich und nüchtern prangert der Autor soziale Ungerechtigkeit und Diskriminierung an, er legt den Rassismus in den damaligen USA schonungslos offen.

Sein Roman hat eine ganz klare Botschaft; trotz der linearen und konventionellen Erzählweise gelingt es Rundt ausgezeichnet, die Gefühle und Gedanken der Protagonisten transparent zu machen. Insbesondere Marylins Qualen werden eindrücklich beschrieben.

Der Autor zeigt in „Marylin“ auch auf, dass man andernorts liberaler und aufgeklärter war ( obschon die scheinbar Aufgeklärten auch Vorurteile haben, wie die vordergründig unvoreingenommene Französin Odette).

Der Roman endet tragisch, aber bei aller Dramatik gleitet Rundt meines Erachtens nie ins Kitschige ab.

„Marylin“ hat mich nachdenklich und betroffen gemacht.

Daher vergebe ich fünf Sterne für den Roman & ich spreche eine ganz klare Leseempfehlung aus!