Rezension

Massenmord, Vergewaltigung, Stockholm Syndrom - so romantisch!

Zorn und Morgenröte - Renée Ahdieh

Zorn und Morgenröte
von Renee Ahdieh

Bewertet mit 0.5 Sternen

Es gibt Bücher, die schlecht geschrieben sind. Es gibt Bücher, die einen ärgern. Und es gibt Bücher, die man hasst - weil sie einfach so krank sind. Und es scheinbar keiner merkt oder es absichtlich ignoriert. Dieses Buch ist eines davon. Ich werde es jetzt mal grob zusammenfassen und das Märchenhafte weglassen, vielleicht verstehen dann mehr Leute, was ich meine.

Da ist ein 16jähriges Mädchen. Sie hat ihre beste Freundin verloren. Ihre Freundin wurde ermordet. Jeder weiß, wer der Mörder ist oder diese Morde in Auftrag gibt. Es ist ein achtzehnjähriger einflussreicher Junge, dem sich niemand traut entgegenzustellen. Jeden Tag sucht er sich ein Mädchen aus, heiratet sie und lässt sie im Morgengrauen umbringen. Dutzende, fast schon hundert Stück. Warum? Niemand weiß es. Diese 16jährige plant, den 18jährigen umzubringen und meldet sich daher freiwillig. Ihr Masterplan? Sie hat keinen. Weil sie ihm eine Geschichte erzählt, überlebt sie den ersten Morgen. Und auch den nächsten. An der Geschichte selbst kann es nicht gelegen haben, die war nett, aber kein Straßenfeger. Der 18jährige vergewaltigt sie übrigens in der ersten und der zweiten Nacht. Sie wehrt sich nicht, aber da sie kein Einverständnis gibt, braucht man nicht drumrum reden. Es ist Vergewaltigung. Später erfährt sie, dass sie die Einzige ist, bei der er das getan hat. Suuuuuper. Da kann sie stolz sein, oder? Weil er so gut aussieht. Und Tigeraugen hat. Tigeraugen! Alter! Das wird mindestens so oft erwähnt wie er Mädchen hat umbringen lassen. Jedenfalls fängt das Mädchen jetzt erst mal an zu überlegen, wie sie sich an dem Jungen rächen will für seine Morde. Wie gesagt, einen Masterplan hatte sie ja nicht. Sie hatte überhaupt keinen Plan. Aber sie tut nichts. Im Gegenteil. Als sie endlich die Möglichkeit hat, ihn zu töten oder töten zu lassen (siehe im Souk), rettet sie ihn sogar. Und das Beste: Sie verliebt sich in ihn. Wo kommt da die Liebe her? Weil ihr alle im Palast erzählen, dass der Junge ja gar nicht so schlimm ist? Das ist übelst logisch. Ich finde auch, es gibt Schlimmeres als Mord und Vergewaltigung. Wenn mir das Schlimmere einfallen sollte, werde ich das hier ergänzen. Zum Schluss ist der 18jährige geneigt zu erzählen, warum er tut, was er tut. Für mich ist das kein Grund. Überhaupt keiner. Er hat so viele Möglichkeiten - da rennen in seinem Machtbereich Zauberer rum, die er um Hilfe bitten könnte, aber stattdessen mordet er lieber. Klasse Held. Ein echter Mann. Zumal er nicht mal selbst mordet, er lässt die Mädchen von einem Soldaten mit einem Seidentuch erdrosseln. Ist das nicht nett von ihm? Ein teures Seidentuch zu nehmen, wo es doch eine billige Schnur auch tun würde?

Ich hab so einen Hass auf dieses Buch. Der Schreibstil ist nämlich gar nicht schlecht, wenn die Autorin gewollt hätte, hätte was wirklich Märchenhaftes rauskommen können. Aber das. Aber DAS! Krank. Völlig krank.

Kommentare

Naibenak kommentierte am 09. August 2016 um 14:15

Sehr cooler Verriss! Danke, Archer :D Da kann das Buch sicher nicht mithalten ;)))) Und ja, es klingt wirklich absolut krank o.O

Komisch nur, dass viele es so märchenhaft schön finden! Hmm.... o.O

E-möbe kommentierte am 09. August 2016 um 14:17

Weißt du, was schlimm ist? Es ist gar kein Verriss. Nur eine nüchterne Betrachtung. Hätte ich es verrissen, hätte ich mehr Text gehabt als das gesamte Buch.

Ich verstehe eben nicht, was daran so märchenhaft ist. Deshalb habe ich bei der Beschreibung mal den Orient und alles weggelassen und nur die sachlichen Fakten genannt - vielleicht übersehen die anderen es dadurch einfach.

Naibenak kommentierte am 09. August 2016 um 14:22

Okay...;) Meinst du, das Orientalische lullt die Leser so sehr ein, dass sie selbst für grausamste Grausamkeiten blind werden? Das wäre schon echt verwirrend :/ Von daher finde ich es echt gut, dass du mal für klare Verhältnisse sorgst ;) Im Ernst: finde gut, was du geschrieben hast!

E-möbe kommentierte am 09. August 2016 um 20:03

Kein Plan. Ohne jetzt fies klingen zu wollen: Ich glaube, den meisten Leserinnen ist es egal, weil der Kerl so gut aussieht. Da macht das scheinbar nichts, dass er ein Psycho ist oder so handelt.

Jede Wette, wenn diese Geschichte genau so geschrieben worden wäre, aber der Mann wäre ein alter, hässlicher Gesichtskrapfen mit Warzen im Gesicht, dann würden alle so reagieren wie ich.

Anchesenamun kommentierte am 15. September 2016 um 19:20

Ich habe herrlich gelacht. Danke! Ich kenne das Buch nicht, aber allein beim Klappentext dachte ich mir: "Oooook, wenn sich später herausstellt, dass der Kerl die Frauen ja gar nicht umgebracht hat, sondern sie friedlich in seinem Palast leben und er ja nur so getan hat, damit er als harte Sau dasteht, DANN könnte man sich ja noch in ihn verlieben." Aber ähm, ja... was will ich mit einem Typen, der so ein derbes A-Loch ist? Hat meine beste Freundin umgebracht und noch Dutzende andere unschuldige Frauen und fragt mich nichtmal vorher, ob ich gerne mit ihm schlafen würde? Dein Argument, dass das Aussehen es wohl rausreißt, hat wohl was. Wow, traurig, wie die Ansprüche an Männer heutzutage gesunken sind.^^

E-möbe kommentierte am 16. September 2016 um 19:05

Du, ich hab genau dasselbe gedacht: Vielleicht hat er die Frauen irgendwo ins Hinterland verschwinden lassen, wo sie froh und munter leben und ihn als voll fiesen Typen dastehen lassen. Aber nein, er ist der voll fiese Typ, aber er ist so heiß und hat Tigeraugen, da ist es natürlich egal, dass er mordet und vergewaltigt. Ja, die Ansprüche. Hoffentlich bezieht sich das wirklich nur auf literarische Männer ...