Rezension

Mauerblümchen wird zu einer selbstbewussten jungen Frau

Mauerblümchen küssen besser - Caitlyn Young

Mauerblümchen küssen besser
von Caitlyn Young

n diesen Buch lernen wir Gundi Funzel kennen. Nein, der Name ist kein Künstlername, es ist der echte Name der Protagonistin. Einer der vielen Dingen, mit der sie unzufrieden ist. Gundi ist 25, wohnt bei ihre Mutter und Stiefvater und arbeitet bei einem Drogariemarkt. Seit ihrem Abitur hat sich nichts geändert. Eine weitere Sache, womit Gundi unzufrieden ist, ist ihre Figur, eher dicklich und klein. Als Gundi erfährt, dass ihre ehemalige beste Freundin, und bisher einzige Freundin, bei einem Autounfall gestorben ist, fängt Gundi an, ihr Leben zu überdenken. Dabei entscheidet sie sich als Sarah Sparks auf einen Online-Portal neu zu erfinden. Dabei lernt sie auch Ray kennen, in dem sie sich verliebt. Problematisch ist dabei, dass es in England wohnt und auch gar nicht weiß, dass es Sarah Sparks in dieser Form gar nicht gibt. Ob das gut ausgehen kann?

Dieser Roman wird als Liebesroman angepriesen, was ich aber nicht passend finde. Es ist ein Teil der Geschichte, aber es ist nicht wirklich der Fokus. Auch der Titel und das Cover führen eher in diese Schien. Für den einen oder andere Lesern mag es deswegen dann eine Enttäuschung sein. Es geht um das Leben von Gundi, die sich in allen Bereichen entwickelt und nicht nur in der Liebe.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Das Tempo ist eher langsam. Am Anfang wird viel von der Vergangenheit erzählt. Ich finde, dass das hier gut passt. So lernt man als Leser Gundi und ihre (wenigen) Mitmenschen kennen. Bis auf den Bruder, den lernt man quasi nie kennen. Auch wenn das Tempo eher langsam ist, ist spannend und ich wollte beim Lesen immer wissen, wie es weitergeht. Denn man kann sich als Leser richtig gut in Gundi reinfühlen, deshalb fiebert man mit. Ich will die ganze Zeit, dass sie endlich aus ihren Schneckenhäuschen rauskommt und sich nicht mehr vor der Welt versteckt.

Wie schon gesagt, ist das Tempo eher langsam. Zum Ende jedoch hatte ich dann das Gefühl, dass plötzlich alles ganz schnell ging. Erst hat sich Gundi nach und nach entwickelt und danns gibt es ein Punkt, wo sie radikal alles ändert. Ich weiß nicht so recht, ob ich das passend finde. Es ist am Ende gut ausgegangen und es ist schön, dass Gundi endlich mutig ist, aber trotzdem war es sehr schnell. An der einen oder anderen Stelle reagiert Gundie sehr extrem, für den einen oder anderen auch nicht ganz nachvollziehbar. Ich konnte das jedoch nachempfinden, denn der eigene Kopf kann sehr oft eher harmlose Situation zu einer Weltkatastrophe weiterspinnen. Diesen Kreislauf zu durchbrechen ist sehr wichtig und das schafft Gundi durch positiven Feedback ihrer Umwelt auch.

Sehr positiv finde ich, dass die Protagonistin nicht perfekt ist. Vor allem Äußerlich ist sie nicht "perfekt". Das ist sehr passend und kommt auch in der fiktiven Welt viel zu selten vor. So ist das Buch insgesamt doch sehr realistisch.

Die wichtigen Nebencharaktere neben Ray sind Gundis Mutter und Stiefvater. Gundis Mutter ist sehr altbackend und vielleicht ist sie auch einer Gründe, warum Gundi so geworden ist, wie sie ist. Der Stiefvater Malte wurde über die Jahre nie wirklich warm mit Gundi. Das ändert sich ein wenig im Verlauf des Buches, aber das macht sein vorheriges Verhalten nicht wieder wett. Die beiden haben mir also nicht gut gefallen. Dafür ist die Oma von Ray, Liz, eine sehr nett und herzensgute Person, sie mochte ich sehr gerne.

Insgesamt finde ich das Buch toll, da es zeigt, wie man durch ein paar Änderungen in seinen Leben, auch positive Erfahrungen möglich sind. Da die wenigsten vollkommen zufrieden mit ihren eigenen Leben sind, werden sich an der einen oder andere Stelle wiederfinden. Das gibt Zeit auch über sich selbst zu reflektieren.