Rezension

Max Heller lässt nicht locker

Tausend Teufel - Frank Goldammer

Tausend Teufel
von Frank Goldammer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Krieg ist vorbei, Dresden ist von Sowjets besetzt und es ist mal wieder Winter. Die Verhältnisse haben sich unter der Besatzungsmacht nicht wesentlich verbessert. Ein paar haben von allem zu viel, viele haben von allem zu wenig. Und so ist es kein Wunder, dass es zu Verbrechen kommt. Und auch diesmal wird es Max Heller nicht leicht gemacht, in „seinem“ Mordfall zu ermitteln, denn die Sowjets haben die Leichen gleich erst mal abtransportiert und lassen ihn nicht ran. Und dann taucht der Kopf einer noch unbekannten Person auf. Hängen die Morde zusammen? Wer ist der Unbekannte? Wie kann Heller ermitteln, wenn ihm die Hände gebunden sind?

 

Auch in diesem zweiten Fall bleibt Max Heller sich treu und tritt nicht der Partei bei, sei es um weiter zu kommen, mehr zu essen zu haben oder irgendjemandem damit einen Gefallen zu tun. Die Entnazifizierung geht leider nicht so vonstatten, wie man sich es hätte erhoffen können. Genau, wie erwartet, behaupten die meisten, ja gar keine richtigen Nazis gewesen zu sein, sondern nur aus Bequemlichkeit der Partei beigetreten zu sein und außerdem gibt es zu wenig Leute, um alle Stellen zu besetzen. Und so hat es Max als bekennender Nicht-Nazi und bekennender Nicht-Kommunist wirklich schwer. Außerdem ist seine Vermieterin krank und es gibt keine Antibiotika. Somit hat er auf mehreren Fronten zu kämpfen.

 

Dem Autor ist es aus meiner Sicht hervorragend gelungen, die Stimmung zu beschreiben. Beim Lesen habe ich förmlich mit gefroren. Kleine Gesten haben es geschafft, die Stimmung noch authentischer zu machen – zum Beispiel wenn Max es kaum schafft, die Augen von einer warmen Tasse Tee seines Gegenübers zu lösen. Der Autor musste nicht schreiben, dass es dem Protagonisten extrem kalt war, er hat es geschafft, das auf einem indirekten Weg deutlich zu machen.

 

Und trotz aller Umstände hält sich Max nicht für etwas besseres, er schenkt sich nichts, geht sogar mit auf Streife, obwohl ihm sicher die Zehen abfrieren. Gegen alle Widerstände und Knüppel, die ihm in den Weg geworfen werden, versucht er die Morde und die scheinbare Verschwörung dahinter aufzuklären. Er bleibt sich treu und lässt nicht locker. So, wie ich es aus seinem ersten Fall schon kenne.

 

Fortsetzungen haben es häufig schwer, mit dem Debüt mitzuhalten. Aber aus meiner Sicht ist dem Autor hier wieder ein sehr gutes Buch gelungen. Der Protagonist ist aus dem ersten Teil wieder zu erkennen, die Umstände haben sich geändert, aber er ist, wer er ist, mit allen Konsequenzen. Das mag ihm nicht immer zum Vorteil sein, aber ich hoffe, dass seine Vorgesetzten das in den nächsten Büchern noch zu schätzen lernen.

 

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weiter geht und freue mich auf den nächsten Roman von Frank Goldammer über Max Heller.

 

Kleines Manko: Ein Glossar wäre manchmal hilfreich gewesen.