Rezension

Medizinische Sci-Fi mit Gänsehautfaktor

Die Gotteswelle - Patrick Hemstreet

Die Gotteswelle
von Patrick Hemstreet

Ich habe jetzt schon öfters gehört, dass Die Gotteswelle  - Patrick Hemstreets Erstlingswerk - mit Autoren wie Michael Chrichton mithalten kann. Sci-Fi, die genauso gut wie Timeline oder Jurassic Park sein soll? Das hat mich neugierig gemacht. 

Die Grundidee von Die Gotteswelle ist gar nicht so abwegig. Es geht nicht um Raumschiffe und intergalaktische Schlachten, sondern - simple ausgedrückt - um Medizin. Es geht daraum, behinderten Menschen die Möglichkeit zu geben, durch eine Maschine zu sprechen, in dem die Hirnströme in Sprache umgewandelt werden. Menschen, die durch einen Unfall oder seit ihrer Geburt nicht sprechen können, haben so wieder eine Möglichkeit, ohne große Anstrengung mit anderen Menschen zu kommunizieren. Eine tolle Erfindung - die aber leider auch das skrupellose Militär auf den Plan ruft. 

Richtig gut wird das Buch aber erst durch seine Figuren. Da wäre einmal der Neurologe Chuck mit dem guten Herzen, der herausfinden will, wie ein Computer Hirnströme verständlich darstellen kann. Und da ist Matt, der Mathematiker, der die passende Formel für Chuck entwickelt hat, weil er hofft, so noch einmal mit seiner Frau sprechen zu können. Da ist General Howard, der die Technologie für sein Deep Shield Program missbrauchen will. Vor allem bei Chuck und Matt prallen Gegensätze aufeinander, die neben dem Eingreifen des Militärs für Konfliktpotenzial sorgen. Hier triffen Moral auf Zeilorientierung, Herzensgüte auf Skurpellosigkeit.  
 

"Er wusste, er sollte noch etwas sagen, etwas, das die anderen davon überzeugte, wie falsch sich das alles anfühlte, aber als er in die Runde sah, blickten ihm nur erwartungsvolle Gesichter entgegen."
(Position 1298 von 5780)

Viele technische Details habe ich bis heute nicht begriffen, aber das ist auch gar nicht nötig. Man versteht genug, um den Plot zu verstehen, der neben der Science Fiction auch eine gehörige Portion Action zu bieten hat. Und neben all der Spannung werden nicht nur die Figuren sondern auch der Leser immer wieder vor die alte Frage gestellt: wie weit darf die Wissenschaft gehen? Wo sind die Grenzen? Was ist sinnvoll, was ist nichts anderes als Gott-spielen? Welche Konsequenzen sind tragbar und welche nicht? 

Mir gefällt besonders - und vielleicht ist das der Gänsehautfaktor dieses Romans - dass zwar alles reine Fiktion ist, die Geschichte aber trotzdem nah an der Realität bleibt und man sich das Szenario tatsächlich vorstellen kann. Wer weiß, vielleicht, irgendwann, in der Zukunft? 

(c) Books and Biscuit