Rezension

Meeresgold. Versprechen der See

Meeresgold - Erikson Katelyn

Meeresgold
von Erikson Katelyn

Bewertet mit 3 Sternen

Lucia, Tochter des Gouverneurs, soll nach dem Willen ihres Vaters, aber gegen ihren Wunsch einen Mann heiraten, den sie noch nie gesehen hat. Doch vor dem Altar in der Kirche wird die Brautgesellschaft von düsteren Männern überfallen, ihr Verlobter getötet und sie selbst entführt. Sie findet sich auf der „Black Treasure“, dem Schiff des berüchtigten Piraten Soledad, wieder. Kaum dem einen Brautbett entronnen, sieht sie der Forderung Soledads gegenüber, dessen Sohn Benjamin ehelichen zu sollen. Entgegen aller Erwartungen entspinnt sich zwischen den beiden im Angesicht einer tosenden See und von Rachegelüsten zarte Liebesschnüre.

„Meeresgold. Versprechen der See“ von Katelyn Erikson ist eine Liebesgeschichte, die in ein historisches Gewand gekleidet ist, der es bedauerlicherweise jedoch an historischem Hintergrund mangelt. So wird keineswegs erkennbar, in welcher Zeit die Autorin ihre Handlung angesiedelt sehen will. Hüftpolster und Unterröcke sprechen für das 18. Jahrhundert. Und einige Male ist von der "britischen Königin" die Rede. Bis 1714 regierte Königin Anne, dann saß erst mit Königin Victoria ab 1837 erneut eine Frau auf dem englischen Thron.

Leider ist die Beschreibung der Örtlichkeiten außerhalb des Schiffes sehr gering und nicht gründlich genug, um ein stimmiges Bild zu ergeben.

Das mag entschuldbar sein, wenn im Gegenzug eine unwiderstehliche Geschichte geschildert würde. Tatsächlich enttäuscht und zieht sich die Handlung, und es geschieht nicht wirklich Aufregendes, Neues, nie Dagewesenes. Oder es ist nicht aufregend, neu, nie dagewesen präsentiert. Einmal davon abgesehen, dass Lucia bis zur Hälfte des Romans aufs Schiff entführt und mehrfach gleichwertigen Übergriffen von Piraten ausgesetzt wird, passiert nicht außerordentlich Erwähnenswertes. Oder es hat sich wegen Belanglosigkeit aus dem Gedächtnis geflüchtet.

Die eingefügten Kapitel, die deutlich in der Vergangenheit liegen und damit das Schicksal anderer Figuren beleuchten, bringen Abwechslung. Allerdings ist schnell klar, dass angedeutete Geheimnisse mit den überschaubar gehaltenen Protagonisten zu tun haben.

Lobend seien zudem die (zwar nicht immer textstimmigen) Zeichnungen von Kay Elzner erwähnt, die für Auflockerung sorgen.

Die junge Autorin zeigt durchaus gute Fähigkeiten beim Ausarbeiten und Darstellen ihrer Geschichte, bedient sich indes ebenso der gängigen Klischees. Ihr Schreibstil liest sich ohne große Hürden, ist ab und an gespickt mit modernen Begriffen, dann wieder mit überzogen deftigen Ausdrücken, die während des Lesens eher negativ aufstoßen, als sich passend in den Text einfügen. Auch tragen diverse Wortwiederholungen nicht zur Unterhaltung bei. So sind ihre Piraten – bis auf die hehren Ausnahmen – natürlich wild und wüst und gieren ständig nach der Heldin und verfügen (allein viermal) über einen „fauligen Atem“.

Das Entfalten der Beziehung zwischen Lucia und Ben ist angenehm und nett, ragt hingegen nicht aus der Masse der Liebesgeschichten heraus und entwickelt sich in ihrem Hin und Her in einer üblichen Art und Weise. Bei der Beschreibung der Charaktere mangelt es des Öfteren an Ausdruckskraft. Und obwohl Lucia aus der Ich-Position heraus erzählt und ihre Gefühle offenlegt, kommt insgesamt nicht die erwartete herzzerreißende Emotionalität auf. Es fehlt das gewisse Esprit, dass einen mitfiebern lässt. Das ist schade, denn wenn es schon an der Historie mangelt, hätten es vielleicht spritzige Dialoge in einem abenteuerlichen und überraschenden Geschehen zum Lesevergnügen beigetragen. Hier wurde einfach das Potential verschenkt.