Rezension

Mehr als eine Flasche Champagner

Kaiserstuhl -

Kaiserstuhl
von Brigitte Glaser

Bewertet mit 4 Sternen

Ich wollte das Buch sehr gerne lesen, weil ich in der Grenzregion zu Frankreich lebe aber wenig weiß über die französisch-deutsche Geschichte. Ich begann mit der Hoffnung zu lesen, mich hier auf angenehme Weise ein bisschen fortbilden zu können. Diese Erwartung hat das Buch dann auch voll erfüllt.
Die Geschichte beginnt 1962 mit einem Auftrag, den der Elsässer Paul Duringer von einem Kriegskameraden erhält: Er soll eine bestimmte, ganz besondere Flasche Champagner wieder auftreiben, die dann zur Feier der Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Vertrags getrunken werden soll. Dabei trifft er auf seine frühere Verlobte, die Freiburger Weinhändlerin Henny Köpfer und auf ihren Ziehsohn Kaspar.
Dazu gibt es sehr viele Rückblenden und man liest nach und nach über die Bombennacht in Freiburg, die Résistance im Elsass und deren Bekämpfung durch die Nazis und vieles mehr.
Nicht nur über die Politik, sondern auch über den Alltag zu Beginn der 60erJahre erfährt man einiges, z.B. über Kinofilme, Jazz, Mode, und natürlich Wein.
Und natürlich viel Persönliches, Fiktives über Henny und Paul, z.B., warum ihre Verlobung damals gelöst wurde.
Das ist alles sehr spannend. Das Hin- und Herspringen zwischen der Kriegszeit und den Jahren 1962/63 und den Perspektiven verschiedener Personen machte mir nichts aus. Die kurzen Kapitel lockern die Geschichte sogar auf, wie ich finde.
Was mich ein klein wenig gestört hat, war der Schreibstil, der mir altmodisch erschien. Okay, das Buch spielt ja auch vor 60 und mehr Jahren.
Außerdem wurde ich mit einer der Hauptpersonen, Henny, überhaupt nicht warm. Ihre Gedanken und Handlungen kann ich manchmal nicht recht nachvollziehen. Die Energie, die sie in ihrer Arbeit und im Umgang mit ihren Freunden zeigt, fehlt ihr gegenüber Paul und ihrem Sohn. Ihnen gegenüber ist sie meistens verstockt und zögerlich, kühl und mir unsympathisch.