Rezension

Mehr davon bitte

Erbarmen
von Jussi Adler-Olsen

Ein neuer skandinavischer Serienkommissar, der im Einsatz verwundet wird, einen Freund und Kollegen verliert und einem Weiteren jeglicher Lebenswille genommen wird. Klingt zunächst mal nach typisch nordischer Schwermütigkeit. Aber der Autor überrascht. Moerk hat zwar gelegentlich mit seinen Dämonen zu kämpfen, aber eher am Rande. Vielmehr stürzt er sich nach kleineren Anlaufschwierigkeiten in seine neue Aufgabe. Von seinen Vorgesetzten in ein neues Dezernat weg gelobt, soll er sich fortan den alten, ungelösten Fällen widmen (Cold Case läßt grüßen). Ihm zur Seite steht Assad, ein eher kauziger Typ, der aber offenkundig einige düstere Geheimnisse hat. Ein mal Blut geleckt, legt Moerk los. Und zwar mit klassischer Ermittlungsarbeit. So ganz nebenbei zeigt er den Kollegen seines alten Dezernates noch den Mittelfinger, indem er deren aktuellen Fall durch die richtigen Hinweise zum Ziel bringt. 
Dabei bekommen alle handelnden Personen ein Gesicht, ohne das der Autor zu sehr ausschweift. Sein Stil ist angenehm flüssig und die Handlung wird durch den regelmäßigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart zügig voran getrieben. Wobei der Teil von Merete wirklich beklemmend dargestellt wird. 

Kommentare

jellybear kommentierte am 15. September 2013 um 15:59

Mir hat die Story sehr gut gefallen - bis auf das Ende.

Aber zinächst zu den Protagonisten: Karl Moerk finde ich nicht ganz unsympathisch. Er ist ein "Eigenbrodler", versucht aber auch trotz Sanktionen nicht im Polizeidienst unterzugehen. Auch Assad, sein neuer Assistent, passt super. Sehr unterschiedlich sind die beiden, aber durch ihre Ausenseiterposition und dem Keller-Büro nähern sie sich mehr und mehr an, wodurch sie zu einem Team werden.

Die Story war bis gegen Ende sehr spannend und dann hatte ich auf einmal das Gefühl, dass der Autor zum Ende kommen möchte. Spontaneinfall - geht in die Scheune - Befreiung ohne Komplikationen - Ende. Was soll das denn bitte? Ich war so sehr enttäuscht von der schnellen und einfachen Auflösung, dass ich den Folgeteil noch nicht gelesen habe. Vielleicht bekommt er noch eine Chance.
(Btw: Das Alphabethaus von Adler-Olsen ist dafür grandios).