Rezension

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Hiding Hurricanes - Tami Fischer

Hiding Hurricanes
von Tami Fischer

Bewertet mit 3 Sternen

Lenny´s Doppelleben

Lenny war schon in den beiden vorangegangenen Bänden ein Mysterium für sich. Man wusste, dass sie etwas verheimlicht, aber nicht genau was. Umso gespannter war ich darauf endlich ihre Geschichte zu lesen.

 

Man muss ich schon am Anfang an den Gedanken gewöhnen, dass eine junge Frau (Anfang 20) eine Art Doppelleben als Stripperin führt. Auch wenn es im Buch immer wieder betont wird, es fällt mir schwer das Ausziehen vor Fremden als bloßes Tanzen und Kunst anzusehen. Lenny wirkt im Allgemeinen auch eher wie ein Mauerblümchen. Besonders mit ihrer weiten, schwarzen Kleidung, die sie sogar im Sommer trägt. Ich hatte schon die Befürchtung, dass sie sich selbst verletzt oder noch mehr Geheimnisse unter ihren Hoodies versteckt. Scheinbar will sie aber nur möglichst viele Unterschiede zu ihrem 2. Ich "Daisy" kreieren. 

Creed scheint ein toller Typ zu sein. Er ist mir sehr sympathisch. Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass er schon seit soo langer Zeit in Lenny verliebt ist. Er flirtet zwar immer wieder mit ihr, aber scheinbar ebenso mit anderen Frauen wie z.B. Summer. Ganz schlimm fand ich das Gespräch zwischen Creed und einem seiner Freunde, in dem es darum ging wie heiß Sommer aussieht und "Creed gerne in ihr Höschen will". Ich finde den Gedanken einfach seltsam mit einem Mann zusammen zu sein, der gerne mit meiner Freundin schlafen würde.

In den ersten zwei Bänden hätte ich bereits leicht das Gefühl, dass die Freundesgruppe nicht wirklich eng befreundet ist. Viel wird sich verheimlicht, viel wird einfach gar nicht erst nachgefragt oder erzählt. So wundert es mich extrem, dass Summer im Streit behauptet, dass sie dachte Lenny und sie wären Freundinnen. Ich habe besonders in diesem Buch das Gefühl, dass die ganze Freundesgruppe sehr oberflächlich befreundet ist. Sie hängen zusammen ab, gehen zusammen auf Parties und das war es dann schon mehr oder weniger. Lenny und Carla scheinen etwas enger befreundet zu sein, aber beide sind so oft zickig, dass ich nicht weiß ob das wirklich tiefe, ehrliche Freundschaft ist. Das war manchmal wirklich anstrengend zu lesen. 

Interessant war, dass "Daisy" nach all dem Training zusammengebrochen ist. Denn schon einige Seiten zuvor habe ich mich gefragt wie extrem sportlich Lenny wohl sein muss, um das durchzuhalten. Der Zusammenbruch und der Krankenhausbesuch hat dem ganzen mehr "Realität" gegeben. Überraschenderweise hat mir Daisy´s Geschichte und die Beschreibung vom Training und ihrem Arbeitsplatz gut gefallen. Es hat der Geschichte immer wieder mehr Spannung gegeben. 

Die Beziehung die dann zwischen Lenny und Creed entsteht ist sehr verwirrend. Auch als er herausfindet, dass es sich bei Lenny eigentlich ebenso um Daisy handelt verhalten sich alle Beteiligten seltsam. Erst ist Creed extrem wütend, dann versteht er sie mehr oder weniger. Plötzlich ist alles von dramatisch zu gut umgesprungen. Genauso war es auch beim Streit zwischen Summer und Lenny. All die bösen Sachen, die Summer an den Kopf geworfen bekommen hat kann man nicht einfach so vergessen. Und plötzlich verzeihen ihr alle, und das obwohl sie sich nicht einmal richtig entschuldigen wollte. 

Was viele vielleicht als positiv empfinden werden: Es gab keine explizit geschilderten Sexszenen. Grundsätzlich ist das für mich auch völlig in Ordnung. Aber auf einmal sind die beiden im Bett gelandet und dann hieß es sie haben betrunken miteinander geschlafen. Ich habe einige Seiten danach gedacht, dass sich noch herausstellen wird, dass das doch nicht der Fall ist..War es aber. Extrem unromantisch und abgehakt. Beim Lesen habe ich da richtig festgehangen und ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte den roten Faden verloren hat. 

Leider konnte mich dieser Teil der Reihe nicht überzeugen. Die Geschichte hätte so viel Potenzial gehabt und leider wurde sie meiner Meinung nach nicht richtig genutzt. So viel Oberflächlichkeit bin ich von der Autorin nicht gewohnt, dementsprechend hoch war meine Erwartung vor dem Lesen. 

Positiv zu erwähnen ist jedoch, dass die Frauen-Charaktere allesamt selbstbewusst und stark sind. Ein großes Plus in diesem Genre!