Rezension

Mehr Liebesgeschichte als historischer Roman

Die Kathedrale des Lichts - Ruben Laurin

Die Kathedrale des Lichts
von Ruben Laurin

Bewertet mit 3 Sternen

In Magdeburg wird ein neuer Dom gebaut – und dort treffen sich fünf ganz unterschiedliche Menschen, deren Leben auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden sind: Moritz, elternloser Wende, mit einem großen Talent für Bildhauerei; Helena, Tochter des Dombaumeisters Bohnsack, Ansgar, Ritter aus Dänemark, Gotthart, Bildhauer aus Frankreich und Mechthild von Magdeburg, historische Persönlichkeit mit Visionen.

Der Autor erzählt seine Geschichte aus den Perspektiven dieser fünf Charaktere, der Leser schlüpft dabei regelrecht in deren Haut, eine Erzählweise, die mir gut gefällt, da sie dem Leser die Figuren nahe bringt. Allerdings finde ich die Charaktere hier zu oberflächlich gezeichnet, Helena ist vor allem wunderschön und sie vermisst ihre verstorbene Mutter. Außerdem scheint Helena, zumindest zu Beginn, eine starke Frau zu sein – leider verliert sich das später wieder. Helena entwickelt sich im Laufe der Romanhandlung eher ins Negative, ihre Gefühle verleiten sie oft zu falschen Entscheidungen

Moritz hat früh seine Familie verloren, ist dann eine Zeit lang Sklave, bevor seine bildhauerischen Talente entdeckt werden – Moritz hatte viel zu leiden, neigt aber auch zu Raserei und zu Rachegelüsten. Die Moritz-Szenen sind mir oft zu gefühlsduselig, Moritz ist körperlich sehr stark, ansonsten aber eher schwach und das ändert sich meiner Meinung nach auch nicht, er entwickelt sich kaum weiter.

Ansgar ist der Charakter, der mir am liebsten ist, er sieht sich der Minne verpflichtet, ist aber letztlich nur ein Frauenheld, er verdient sein Geld bei Turnieren und scheint loyal zu sein. Gotthart ist im Grunde ein Antagonist, er ist vor allem böse und kann nicht verlieren. Des Autors Mechthild hat mich überzeugt, sie hat Visionen, ist aber auch mitfühlend und klug. Helena, Moritz und Gotthart sind mir zu reduziert gezeichnet und wirken daher auf mich oberflächlich, auch hätte ich mir eine gewisse Entwicklung gewünscht, immerhin wird über mehrere Jahre erzählt. Interessantere Charaktere finden sich unter den Nebenfiguren, hier findet sich teilweise auch eine pointierte Charakterzeichnung, herauszuheben sind z. B. der Schmied Benno und seine Frau.

Ich mag historische Romane, da sie mich in vergangene Zeiten entführen. Dafür müssen sie aber gut recherchiert sein (gut recherchiert hat der Autor sicher) und mein Kopfkino anfachen, die vergangene Zeit und ihre Menschen müssen vor meinem inneren Auge lebendig werden. Das ist hier nicht so recht gelungen. Die Geschichte ist vor allem eine Liebesgeschichte, noch dazu eine schlechte, weil zu kitschig. Helena wird reduziert auf „wunderschön“, weswegen ihr die Männer scharenweise zu Füßen liegen, zumindest alle drei männlichen Protagonisten. Wenn ich dann Sätze wie „"Ihre Seele lag noch in ... Armen, schwelgte noch an seinem Herzen" (S. 475) verdrehe ich doch ziemlich die Augen. Diese Liebesgeschichte steht vollkommen im Mittelpunkt der Geschichte, alles andere ist eher Staffage – mir wäre es andersherum wesentlich lieber gewesen. Hin und wieder gibt es allerdings schon Szenen, die mein Kopfkino anfachen, wenn es z. B. um den Kathedralenbau geht oder wenn der Hoftag in Mainz besucht wird.

Im Prolog und in zwei Intermezzi führt uns der Autor in das 3. Jahrhundert n. Chr., zu Mauritius, einem der Namenspatronen des Magdeburger Doms. Diese Zwischenspiele finde ich sehr gelungen, vor allem, weil sich ein Teil der Haupthandlung um die Mauritiusstatue des Magdeburger Doms dreht. So erfährt man als Leser ein bisschen mehr über diesen später heilig gesprochenen Mann.

Ruben Laurin ist das Pseudonym eines Autors, den ich im Fantasybereich sehr schätze. Leider hat er es bisher nicht geschafft, mich für seine historischen Romane zu begeistern, und auch dieser kann mich nicht wirklich überzeugen, manches gefällt mir gut, der Grundton driftet mir aber zu sehr ins Kitschige, Schnulzige ab, ich mag meine historischen Romane historisch, Liebesgeschichten dürfen ruhig enthalten sein, sollten aber nicht überwiegen. Überzeugen konnten mich auch nicht alle Charaktere, dafür habe ich aber wieder etwas dazugelernt und hatte ausreichend Anreize, mich selbst weiter zu informieren. Richtig überzeugt hat mich die Zusatzausstattung: Glossar, Personenregister und Nachwort des Autors.

Insgesamt kann ich leider nur knappe 3 Sterne vergeben. Wer bei historischen Romanen vor allem Wert auf eine Liebesgeschichte legt, wird vielleicht Gefallen an diesem Roman finden.