Rezension

Mein erster, aber nicht mein letzter Fitzek

Splitter - Sebastian Fitzek

Splitter
von Sebastian Fitzek

Kurzinhalt

Stellt euch vor, ihr könnten eure schlimmsten Erinnerungen für immer aus eurem Gedächtnis streichen. Und nun stellt euch vor, dabei geht etwas schief. Mar Lucas, ein Streetworker, hat bei einem tragischen Unfall seine Frau und sein Ungeborenes Kind verloren und der Splitter in seinem Nacken erinnert in jede Minute an diese Unglück. Als er eine Anzeige einer Privatklinik liest, die das verlockende Angebot unterbreitet, seine schlimmsten Erinnerungen zu beseitigen, schreibt er diese an, nur um dann abzulehnen. Doch von dieser Minute an, ist er Gefangen in seinem schlimmsten Albtraum, der scheinbar kein Ende mehr nehmen will…

Meinung

Der Schreibstil ist super locker und einfach geschrieben. Die Kapitel sind kurz und knackig und saugen einen mit jedem Wort immer mehr in den Bann dieses Buches. Fitzek schaffte es, mich sofort direkt in das Leben von Marc Lucas zu katapultieren.

Der Hauptprotagonist Marc war mir sympathisch und ich habe auf jeder Seite gemeinsam mit ihn gelitten und Angst gehabt und konnte seine Verzweiflung und Panik richtig mit durchleben. Und ich habe selber lange darüber nachgedacht, wie ich mich in dieser Situation verhalten würde. Auch alle anderen Charaktere, die mehr oder weniger wichtig waren, waren wunderbar dargestellt und konnten bis ins kleinste Detail überzeugen und haben mich selbst genauso auf die falsche Fährte geführt, wie Marc selbst.

“Bitte steigen Sie ein Dr. Lucas, wir sind in großer Gefahr.” (S. 122)

Jedes neue Kapitel hat mich verwirrt, die Geschichte immer rätselhafter gemacht und mich gleichzeitig total gepackt. Ich fand es jedes Mal wieder schrecklich, das Buch aus der Hand zu legen. Fitzek hat dabei die Angewohnheit, eine unglaubliche und unerwartete Wendung nach der anderen zu bringen, die das Buch zu einer wahren Sucht machen.

Auch die Anspielungen auf die weiteren Bücher, fand ich gelungen und jetzt will ich sie unbedingt auch lesen. Bei meiner Recherche bin ich sogar darauf aufmerksam geworden, dass der Augensammler, auf den Fitzek unter andere kurz anspielt, erst nach Splitter herauskam. Das macht diese Anspielung im Nachhinein noch beeindruckender. Ich wusste zudem nicht, dass es normal ist, dass Internet-Adressen und ähnliches einfach irgendwo auftauchen. Ich hatte mein Buch gebraucht gekauft und genau an einer so unfassbar passenden Stelle stand da einfach eine Telefonnummer, die aussah, als hatte sie erst vor Kurzem jemand handschriftlich notiert. Wenn man nicht weiß, dass so etwas typisch ist bei Fitzek, ich sag’s euch, da bekommt man einen Schrecken. Und dann fürhte dies Nummer wohl tatsächlich, wie ich gelesen habe, zu der Bandansage, die auch Marc hört. Ich muss gestehen, jetzt nach so vielen Jahren, wollte ich es dann doch lieber nicht noch ausprobieren, ob es immer noch so ist.

Das gesamte Buch hat mich gefesselt, ich konnte kaum noch aufhören zu lesen, es hat sich langsam aufgebaut und ist dann immer rasanter von einer unglaublichen Wendung zur nächsten gerannt. Auch das Ende war so unfassbar und unerwartet und hat mich zugleich sehr traurig gemacht.

“Haben Sie jemals eine Geschichte gehört und sich danach gewünscht, Sie hätten das Ende nie erfahren? Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“ (S.20)

Geschichte

Alle schlimmen und traumatischen Erinnerungen einfach ausradieren lassen und sorgenfrei Leben. Wie klingt das für euch? Mich hat das Thema so gepackt, dass ich selbst viel darüber nachdachte, ob ich so etwas in Erwägung ziehen würde, wenn ich ein solches traumatisches Ereignis erleben hätte müssen wie Marc. Ich fand es faszinierend und wunderbar umgesetzt. Und ich bin auf jeden Fall sicher, ich würde so etwas niemals wollen, denn ich finde, jede Erinnerung und jedes Erlebnis, egal wie wundervoll, grauenhaft oder traumatisch, macht uns ja gerade zudem, was wir sind, mit all unseren Fehlern, Maken und positiven Aspekten.

Fazit

Splitter ist ein packendes, spannendes Buch mit zahlreichen Überraschungsmomenten und vielen unerwarteten Wendungen, die dafür sorgten, dass ich es nur schwer aus der Hand legen konnte. Zwischenzeitlich muss ich gestehen, fand ich es kurz mal etwas lang, aber die Fahrt, die es dann aufnahm und das Ende haben es fast komplett wieder gut gemacht.