Rezension

Mein erster Robotham. Wurde allmählich Zeit.

Life or Death - Michael Robotham

Life or Death
von Michael Robotham

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzmeinung: Das Ende hätte man auserzählen müssen, aber ansonsten ist mein Eindruck günstig.

Als Hörbuch, im Original gehört, gesprochen von John Chancer, ist der kleine Kriminalroman „Life or death“ vergnüglich anzuhören. Audie bricht nach einer zehnjährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis aus, einen Tag vor seiner regulären Entlassung. Warum?  Sofort beginnt die Jagd auf ihn. Wo ist er? Warum tat er es? Wo ist das Geld, aus dem Banküberfall, den er begangen hat? 

Es sucht ihn, also Audie: die Deputyschaft. Dazu ein vermutlich korrupter Sheriff. Irgendwelche gemeinen Kerle. Und Mose. Der Schwarze, der ihm im Gefängnis beistand. Beim FBI beschäftigt sich auch die zwergwüchsige Desiree mit dem Fall. Sie ist klug und eigenständig und ihrem Boss ein Dorn im Auge. Desiree wächst einem sofort ans Herz. Sie ist die Sympathieträgerin der Geschichte. 

Der Autor entwickelt seine Geschichte, die er von hinten aufrollt, langsam, präzise, teilweise mit Humor. Ich weiß nicht, ob der Humor gewollt ist. Er entsteht durch den Vorleser. Ich habe nie gelacht, da es sich ja um tragische Vorkommnisse handelt, aber oft geschmunzelt, John Chancer verleiht den Figuren aus „Death or Life“ Charme, Charakter und Eigenleben. Ja, doch, wenn ich mich zurückerinnere, der Humor ist gewollt. Ein Schlagabtausch mit diversen Leuten wegen Desirees Zwergwüchsigkeit. Amüsant. Gewollt.

Überhaupt Charakter: man hat den Eindruck, dass Robotham seine Figuren sorgfältig anlegt und zeichnet. Ich konnte mir jeden Einzelnen gut vorstellen. Den übereifrigen, etwas brutalen Sheriff, dessen Ehe kriselt, weil er kinderlos geblieben ist, Audie selbst, der ein sanftes Gemüt hat, aber trotzdem stahlhart und nervenstark ist, Max, ein Junge, der eine tragende Rolle spielt, diverse Frauens, Verwandte von Audie, die wundervolle Desiree. 

 Irgendwann einmal, ziemlich weit hinten in der Storyline, ist Audies Leben auf einen bestimmten Punkt zugelaufen, von dem aus sich die Geschichte entspann. Aha – sagt man zufrieden. So war das also. Das Ende: Ja, das Ende. Es ist ok, schwächelt aber ein winziges bisschen. Die geneigte Leserin mag es, wenn man auch das Ende auserzählt, und es nicht weitgehend in die Imagination der Leserschaft verlegt. Nicht zu früh aufhören mit dem Buch. Nicht zu früh aufhören mit dem Erzählen! Irgendwann blendet das Buch einfach aus  - um dann epilogartig etwas nachzureichen. Don't like.  

Fazit: Ich habe von dem Roman alles bekommen, was ich bekommen wollte, eine fesselnde Geschichte, die mich auf meinen Spaziergängen begleitet und nicht blutrünstig daherkommt. Charaktere, die mir gefallen. Einen tollen Sprecher, der die Geschichte hochliest. Es ist eine Story, die ich im Buch sicherlich geringer bewertet hätte. Ergo: ich bin mit meinem ersten Robotham zufrieden. 

Verlag: Hachette Audio UK /durch Audible, 2014
Kategorie: Kriminalroman.