Rezension

Mein erstes Buch der hochgelobten Autorin und es hätte nicht schlimmer kommen können...

Nashville oder Das Wolfsspiel - Antonia Michaelis

Nashville oder Das Wolfsspiel
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 1.5 Sternen

Für die 18-jährige Svenja beginnt nun endlich ihr eigenes Leben mit allem was dazugehört. Studium und eigener Wohnung. Doch in dieser in Tübingen angekommen, findet sie einen auf dem Kopf stehenden Jungen in ihrem Küchenschrank, der furchtbar verwahrlost aussieht und kein einziges Wort redet. Sie nennt ihn Nashville, nach dem Aufdruck auf seinem Pullover und lässt ihn bei sich wohnen. Beide scheinen sich aneinander zu gewöhnen, bis es eine Reihe von Morden gibt, die jedesmal an Obdachlosen auf dieselbe Art und Weise ausgeführt werden. Hat Nashville, der manchmal des Nachts verschwindet, damit etwas zu tun? Oder handelt es sich bei dem Mörder um jemand anderen aus Svenjas Umfeld?

Ich muss ja gestehen, dass dieses Werk hier das erste von Frau Michaelis war.
Meine Neugierde war sehr groß, denn die Lager spalten sich von den höchsten Lobgesängen zu den zerschmetternsten Verrissen.
Jedenfalls habe ich mich sehr gefreut, als meine Buchhändlerin mir das Buch in die Hand drückte und meinte, ich solle es lesen, sie habe es blöd gefunden, aber vielleicht sei sie nicht die Altersklasse.

Also habe ich es gelesen. Und muss mich mit dieser Rezension leider zum Teil den Verrissen anschließen.

"Nashville", und wie ich hörte eigentlich auch die anderen Bücher "Der Märchenerzähler" und "Solange die Nachtigall singt", lebt größtenteils von der Erzählweise, weshalb ich diesmal mit dem Schreibstil der Autorin beginne.

Da ging das Unglück nämlich schon los! 
Ich gebe es ja zu: Ich mag es, wenn ein Buch einen poetischen, philosophischen Schreibstil hat, aber irgendwann ist es dann auch mal genug mit der ganzen Wortmalerei und Wortwiederholungen.
Antonia Michaelis Stil kann ich leider nur als "Möchtegern"-poetisch bezeichnen, das ganze Buch wirkt wie ein schlechtes Gedicht, was sich nicht reimt. Es war anstrengend zu lesen und vielleicht eine von gefühlt tausenden Metaphern fand ich ganz in Ordnung. Und für solch einen Stil sind 480 Seiten einfach zu viel, denn ich war ehrlich erleichtert als das Buch ausgelesen war.

Die Erleichterung kam nämlich nicht nur aufgrund der Tatsache, dass mir die Erzählweise nicht gefallen hat, nein. 

Genauso wenn nicht sogar furchtbarer war Svenja als Protagonistin.
Seit "Findind Sky" hab ich nicht mehr so eine dämliche, strohdoofe, möchtegern-Erwachsene, naive Hauptfigur erlebt.
Natürlich ist das hart für das Kind, aber wenn ich ein Kind in meiner Wohnung finde, gehe ich zur Polizei oder Sozialamt und lasse es nicht bei mir wohnen!
Außerdem kommt man ja mit gerade mal süßen 18 Jahren auch nicht ein einziges Mal auf die Idee die Mutter anzurufen, damit sie einem unter die Arme greift, denn: hey! Mit 18 ist man laut Gesetz erwachsen, was geistliche Reife betrifft, kann mir doch egal sein.
Das ihr die Probleme mit Nashville und den Morden dann leider über den Kopf wachsen, merkt sie leider zu spät.
 
Außerdem ist Svenja mit ihren 18 Jahren ein ganz schönes Betthäschen, denn sie schafft es doch tatsächlich auf 480 Seiten mit vier verschiedenen Menschen zu schlafen, eine Frau ist übrigens auch dabei (Versteht mich nicht falsch, da hab ich gar nichts gegen, aber wenn ein Kind im Zimmer ist, kann man sich doch - egal ob Mann oder Frau- ein BISSCHEN zurückhalten?!).

Die Nebencharaktere sind aber auch alle nicht besonders berauschend.
Svenja lernt auf der Uni, sie studiert übrigens Medizin, eine Menge netter, trinkender und kiffender Menschen kennen.
Unter ihnen zum Beispiel Friedel (WAS IST DAS FÜR EIN NAME???!!! Wenn es die Abkürzung für Friedrich ist, würde ich lieber Friedrich heißen wollen!), der eigentlich nur wegen seines Vaters Medizin studiert, aber sich nicht traut um sich gegen ihn aufzulehnen.
Ach, und ich dachte 18-jährige sind schon so erwachsen? Da müssen über 20-jährige ja schon bald geistig in Rente gehen....

Katleen ist Kunststudentin und gehört auch zur Clique, sowie Kater Carlo und Thierry, die immer mal wieder zusammen sind und dann auch wieder nicht, weil sie sich nicht trauen.
Die beiden waren von den erwachsenen Studenten die einzigen beiden, die ich mochte. Sie haben ihr Ding gemacht (beide sind schwul) und waren irgendwie sympathisch. Leider nehmen sie eine viel zu kleine Rolle ein. 
Genau wie die Obdachlosentruppe, die im Laufe des Buches immer kleiner wird, da sie vom Mörder nacheinander umgebracht werden. Sie sind alle besondere Persönlichkeiten und der eine formulierte auch diese eine Metapher, die mir gefallen hat. Er sei "der Junge zwischen den Zeilen", da er von niemandem wahrgenommen wird.

Bevor ich noch zum letzten großen Kritikpunkt komme, der Handlung, möchte ich noch eine Sache anmerken, die mir gut gefallen hat und das war der stumme Junge Nashville, der mir sehr ans Herz gewachsen ist, wegen dem, was er durchgemacht hat und wie er damit umgeht. 
Ich kann Svenja verstehen, dass sie ihn sehr gern hat und ihn nicht abgeben will, aber zu Beginn kannte sie ihn ja noch nicht.

Zum Abschluss noch die Handlung.
Die Thriller-Elemente waren ja ganz nett irgendwie und vermischt mit dem Auftauchen Nashvilles und der Frage, ob er der Mörder ist und wenn nicht wer dann, auch durchaus spannend, hätte ich nicht gleich nach dem Auftauchen dieser Person gewusst, dass sie der Mörder ist.
Es war so offensichtlich, dass ich mich manchmal ertappte, wie ich Svenja anjammerte, sie möge ihren kleinen Intelligenzquotienten anstrengen.

Fazit

Ein Satz mit: Das war wohl gar NIX, liebe Frau Michaelis. Z
Zwar werde ich noch wenigstens ein anderes Buch von ihr lesen, damit ich sehen kann, ob das ein Ausrutscher war, aber "Nashville" hat mir so richtig gar nicht gefallen.
Das Buch hat Glück, dass mir die Nebencharaktere größtenteils zugesagt haben und dass mir Charaktere und Figuren allgemein sehr wichtig sind, weshalb ich nicht nur 1 Stern vergeben werde, sondern 1,5..