Rezension

Mein Flop des Jahres 2019: Geschwurbelte Esoterik.

Großmutters Haus - Thomas Sautner

Großmutters Haus
von Thomas Sautner

Bewertet mit 1 Sternen

Ich kreiere den Wandapreis "Das geknickte Eselsohr des Jahres" 2019 und verleihe ihn sogleich für diesen wunderbaren Roman.

Darf man ein Buch als „Quark“ bezeichnen? Nein. Wohl nicht. Das wäre beleidigend. Ich sage also nicht, dass „Großmutters Haus“ Quark ist, obwohl es mich in den Fingern juckt. Oder soll ich auf Meinungsfreiheit bestehen?

Zum spärlichen Inhalt: Malina, psychisch angeknackst, sie war schon mal in einer Psychiatrie zur Behandlung, besucht ihre Großmutter, die sie lange nicht gesehen hat, weil die Großmutter ihr einen dicken Packen Geldscheine schenkt. Wer hätte nicht gerne so eine Großmutter?

Dass Malina in der Psychiatrie war, laut Buch, erklärt vielleicht, warum sie später so leicht deliriert und zusammen mit der Großmutter spintisiert, aber ich empfinde es als perfide, einfach, weil Menschen, die sich einmal in einer psychiatrischen Behandlung befanden, keineswegs per se Spinner sind. Na ja, das nur nebenbei. Ja, der Autor hat letzteres auch nicht behauptet, aber die Assoziation ist da. Und deshalb hat er es erwähnt. Oder?

Die Großmutter ist exzentrisch. Das haben wir erwartet. Sie raucht nicht nur ständig Joints und ist fast immer stoned, sie verdient mit dem Verkauf von Dope auch ihren Lebensunterhalt. Außerdem hat sie viele Liebhaber und (un)-sinnige Lebensweisheiten zur Hand. Und Malina begegnet Jakob, einem jungen Mann, der beschlossen hat, zu schweigen.

„Warum, Jakob? Warum redest du nicht?“
Für diese Frage ist er noch nicht bereit.“

Als ich diese Sätze las, wusste ich, was mich erwartet und dass ich bei Paulo Coelhos Nebenbuhler (oder Nachahmer) gelandet bin. Wie konnte mir das nur passieren?

Unbestreitbar ist Malina auf der Suche nach sich selbst. Dagegen ist an und für sich nichts einzuwenden.

Wenn man aber nun denkt, man bekäme wenigstens ein intelligentes Sinnsuchebuch, mit vielen Zitaten und Sprüchen voller Lebensweisheit - da hat der werte Leser sich leider geschnitten. Was man bekommt, ist, in schwülstige Naturlyrik verpacktes lapidares Geschwafel.

„Das Universum bestand aus nichts als mir, ich war sein Zentrum und sein Alles.“
Toll. "Ich denke, also bin ich". Ist bekannt.

„Im Schach ist es wie im Leben, eine Kleinigkeit kann alles verändern.“
Hinreißende Erkenntnis. Da wären wir nie darauf gekommen.

„Die Zeit, schon wieder hatte es sich gezeigt, verläuft nicht geradlinig. Die Zeit hat unterschiedliche Qualitäten. Sie ist wie Materie, einmal fester, einmal durchlässiger, einmal geeignet für dies, dann für jenes.“

Vor allem einmal für dieses und dann sogar noch für jenes!

Wenn ihr etwas über die Funktionsweise der Zeit wissen wollt, dann lest, „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawkin.

„Der Mond stand am Himmel wie eine Schüssel dampfende Vanillemilch.“
Ist das der Stil, den manche Rezensenten lobend herausstreichen? Ich kratze mich am Kopf.

„Die Sonne war endlich hinter die Wipfel gerutscht, die Hitze verlor schlagartig an Nachschub; als wäre ein Bratpfanne die brutzelnd auf der Erde gelastet hatte, mit einem Ruck weggezogen worden.“
Vielleicht das?

„Er hob den Kopf und dann traf mich sein Blick ins Herz.“
„Unsere (Butter-)Brote küssten sich.“

Äh. Was soll ich dazu noch sagen?

Fazit: Großmutters Haus kriegt von mir "Das geknickte Eselsohr des Jahres 2019", meinen persönlichen Wandaorden!

Kategorie: Esoterik
Verlag: Picus Verlag, 2019

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 19. Juni 2019 um 21:47

„Der Mond stand am Himmel wie eine Schüssel dampfende Vanillemilch.“ Ähäm... - Und die brutzelnde Bratpfanne... Seufz...

wandagreen kommentierte am 19. Juni 2019 um 21:48

Kannst du mich verstehen???

Naibenak kommentierte am 20. Juni 2019 um 10:07

Schon allein die Wortwahl!!! Einerseits soll es vielleicht poetisch angehaucht sein, aber mit solch plumpen Vokabular vergeht einem ja alles. Super Zitate, Wanda! Danke! Bzw zum Buch: NEIN danke ;)

lesesafari kommentierte am 23. Januar 2020 um 10:07

Der Mond istdich viel mehr eine Dampfnudel.
... und die Brote!
Ernsthaft?

Emswashed kommentierte am 30. Juni 2019 um 08:57

Mir persönlich gefällt das geknickte Eselsohr noch am besten, ein Wandaorden.... herrlich!

Marshall Trueblood kommentierte am 01. Juli 2019 um 01:04

Herrliche Rezension...

Bei den Zitaten ist mir vor lauter Schreck mein Glas aus der Hand gefallen...geht es noch schlimmer???

Respekt! Dafür, dass Du durchgehalten hast und

Glückwunsch an Autor und Buch für den Wandaorden!