Rezension

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Mein Highlight 2014

Die Achse meiner Welt - Dani Atkins

Die Achse meiner Welt
von Dani Atkins

Bewertet mit 5 Sternen

„So willst du diese Schuld also bezahlen? Indem du dich den Rest deines Lebens verkriechst? Lieber Himmel, Rachel, du bist doch erst dreiundzwanzig!“ Die Geschwindigkeit des Wagens stieg proportional zu seiner Wut.
* * *
Was, wenn die Achse sich noch einmal dreht, sich verschiebt und Du eine zweite Chance bekommst… Hast Du den Mut zu springen?

Seit einem entsetzlichen Unfall, bei dem die 18jährige Rachel schwer verletzt wurde und ihr Freund starb, hadert sie mit ihrem Leben, dem Glück und der Liebe. Sie fühlt sich schuldig und versinkt in Depressionen. Man bekommt fast den Eindruck, sie möchte leiden um Buße zu tun.

Fünf Jahre später, zur Hochzeit ihrer besten Freundin, kehrt sie zum ersten Mal in ihr Heimatstädtchen zurück. Kein leichter Gang, denn es ist auch das erste Wiedersehen mit ihrer damaligen Clique, zu der auch ihr Exfreund gehört.
Schon lange von unheimlichen Kopfschmerzen geplagt und mit der jetzigen Situation völlig überfordert, bricht Rachel noch am Abend zusammen. Und als sie im Krankenhaus aufwacht, scheint ihr Leben ein völlig anderes zu sein. Es ist, als wäre der Unfall nie so passiert. Ihr bester Freund lebt, sie selber ist mit ihrer Jugendliebe verlobt und ihrem Vater geht es blendend…

Rachel kann es nicht glauben, aber im Gegenzug scheint niemand ihre Version der Geschichte glauben zu wollen. Bis auf Jimmie, vielleicht. Gemeinsam mit ihm macht sie sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit, den verlorenen 5 Jahren.

* * *

Wow, einfach nur wow!

Der Erstling von Dani Atkins war der Überraschungserfolg in ihrem Heimatland. Und auch mich hat die Story sofort angesprochen. Nur mussten wir in noch –gefühlt – ewig auf den Erscheinungstermin warten. Und oft ist das ja dann der Supergau, weil man eine Erwartungshaltung aufbaut, die kaum ein Buch halten kann. Dani Atkins hat meine sogar noch übertroffen.

Auf den ersten Seiten war ich mir da noch gar nicht so sicher, denn obwohl die Geschichte und der Schreibstil mich quasi in das Buch hineingesogen haben, hatte ich manchmal so meine Probleme mit Rachel, die mir zu sehr in ihrer leidenden Rolle aufging. Am Ende des Buches möchte man sich fast bei ihr für diesen Gedanken entschuldigen…der dann auch relativ rasch wieder verflogen war, weil man plötzlich eine völlig andere Rachel kennen lernen durfte. Das ist das Schöne, es gibt wenig schwarz/weiß Charaktere. Und wenn, sind es Nebenfiguren, wie ihre beste Freundin Sarah, die auch gar nicht vielschichtig daherkommen muss und trotzdem unheimlich toll und liebenswert ist.
Mit den Hauptcharakteren liebt, lebt und leidet man mit. Sie sind (wie alle Figuren) aus dem Leben gegriffen und man baut –vielleicht ein wenig langsamer, aber dafür umso intensiver- einen Bezug zu ihnen auf. Man hat sie bildlich vor Augen. Keine Superhelden und keine Bad boys, sondern eher der Junge und das Mädchen von nebenan und das macht sie sehr sympathisch.

Der Schreibstil von Dani Atkins ist wunderbar flüssig und gefühlvoll, ohne kitschig zu sein. Sie hat die Gabe Emotionen zu vermitteln, die still und leise unter die Haut kriechen. Und dabei ist es völlig egal, ob es die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter oder die Liebe und innere Zerrissenheit zu einem Partner ist. 

Und das Ende? Ja, Rachels Geschichte hat ein gelungenes, ein ehrliches Ende. Es kam jetzt nicht vollends unerwartet, hat aber trotzdem umgehauen.

Fazit: Diese Geschichte könnte überall spielen und (fast) jeden treffen. Mich hat sie sehr berührt und zum Nachdenken gebracht und dass, obwohl ich schon lange weiß, dass ich jemand bin, der springt!.