Rezension

Mein Lesehighlight 2015!!!

Bis ans Ende der Geschichte
von Jodi Picoult

Bewertet mit 5 Sternen

Es fällt mir ehrlich schwer, meine Eindrücke zu diesem Roman niederzuschreiben. Denn ich bin sprachlos, erschüttert und tief beeindruckt und muss diese Geschichte erst einmal sacken lassen.
Um es mit Jodi Picoults eigenen Worten zu sagen: „Manchmal reichen Worte nicht aus, all die Gefühle zu erfassen, mit denen wir sie auszufüllen versuchen.„

Jodi Picoult ist in der Literaturszene ein Weltstar und sogar Hollywood nutzt ihre Romanideen gerne als Vorlage zu großen Kinofilmen. 
In „Bis ans Ende der Geschichte“ stellt sie sich der gewaltigen Herausforderung, eine Geschichte über eines der schrecklichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu schreiben – dem Holocaust, dem Völkermord an Millionen von Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus.

Die Story beginnt ungefähr 70 Jahre nach Kriegsende und stellt die Protagonistin, die junge Bäckerin Sage Singer, vor eine Entscheidung, die jeder Moral zuwiderläuft.
Ihr 90jähriger Bekannter offenbart ihr, dass er als SS-Soldat während des Zweiten Weltkrieges in Auschwitz stationiert war und dazu beigetragen hat, dass unzählige, unschuldige Menschen gequält und ermordet wurden. Um seiner Seele endlich Frieden zu geben, bittet er Sage, die aus einer jüdischen Familie stammt, stellvertretend für alle Opfer, um Vergebung.
Doch darf das Unverzeihliche jemals verziehen werden?

Dieser Roman besteht aus vielen Handlungssträngen, verteilt über einen großen Zeitraum, und großartig beschrieben ist der Gewissenskonflikt von Sage, als sie Josefs Geheimnis erfährt. Ihre Hilf- und Fassungslosigkeit gehen sofort auf die Leser über.

Ehrlich überrascht hat mich das Mitleid, das ich anfangs für den scheinbar gutmütigen Josef empfand. Umso entsetzter machten mich die Abschnitte, in denen er von seiner Zeit als SS-Soldat erzählt. Einer Zeit, in der er unmenschliche Dinge tat, einfach, weil er es konnte. Es ist unglaublich diesen Mann, den die hiesige Gemeinde als netten, alten Josef kennt, der sich ehrenamtlich engagiert und sich rührend um seine Hündin kümmert, mit der eiskalten, unberechenbaren jungen Version in Verbindung zu bringen.

Fassungslos und tieftraurig machten mich aber erst die Abschnitte, in denen sich Sages Großmutter zu Wort meldet, und beginnt, über die schlimmste Ära ihrer Lebensgeschichte zu erzählen.
Sie wurde als junges Mädchen deportiert und eine Gefangene im Konzentrationslager Auschwitz. Ich möchte nicht weiter auf ihren Leidensweg eingehen, aber die Zeilen, die ihr gewidmet sind, hat Jodi Picoult so bildhaft und authentisch niedergeschrieben, dass man zwangsläufig zum Teil der Handlung wird und hilflos neben den Gefangenen steht. Am liebsten möchte man eingreifen, dem Grauen ein Ende setzen. Das Gefühl des Ausgeliefertseins, das Wissen, das niemand da ist, der einen beschützen kann, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Man ist emotional auf eine Weise eingebunden, die einen die Tränen in die Augen treibt und das Herz vor Schmerz beinahe zerspringen lässt.

Fazit

Jetzt bin ich schon wieder sprachlos und abschließend möchte ich einfach nur sagen:

LEST DIESES BUCH!!!

Jodi Picoult lässt in „Bis ans Ende der Geschichte“ sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit lebendig werden und setzt mit diesem Werk ein beeindruckendes Denkmal gegen das Vergessen und zeigt, dass Geschichten Leben retten können.