Rezension

Mein Mädchen. Mi leona. Mi amor.

Der Duft von Pfirsichen - Denise Hunter

Der Duft von Pfirsichen
von Denise Hunter

„Mein Mädchen. Mi leona. Mi amor.“

Für Cruz Huntley geriet seine ganze Welt aus den Fugen, als „mi leona“, seine geliebte Löwin Zoe Collins, plötzlich aus seinem Leben verschwand und nichts als Enttäuschung und Leere zurückließ. Die knapp Neunzehnjährige hatte sich gegen den attraktiven Puertoricaner und ein Leben in ihrem kleinen Heimatstädchen Coppers Creek entschieden, um ihren Mädchentraum zur Realität werden zu lassen. Dank ihrer umwerfenden Stimme machte sie mit ihrem neuen Freund Kyle Jimmerson Karriere in Nashville. Erst der Tod ihrer über alles geliebten Großmutter brachte sie nach einigen Jahren wieder zurück zu ihrer Familie, wo eine ziemlich große Überraschung auf sie wartete: Granny Nel hatte Zoe über alles geliebt und wusste von deren Leidenschaft für die Obstwiesen ihrer Familie. Und so beschloss die alte Dame, ihrer Enkelin die Pfirsichplantage und das dazu gehörende Bauernhaus zu vermachen. Doch Zoe ist nicht mehr die selbstbewusste, kämpferische Löwin, als die sie Coppers Creek damals verlassen hatte. Durch ihre unheilvolle Beziehung zum arroganten Bandleader Kyle ist Zoe nur noch ein Schatten ihrer selbst. Doch zurück im Schoß ihrer Familie nimmt sie ihren gesamten Mut zusammen und beschließt, die Pfirsichfarm ihrer Familie am Leben zu erhalten. Zoe tritt ihr Erbe an und möchte nach langer Zeit endlich wieder unabhängig sein, mutig und kämpferisch – genauso, wie ihre Großmutter es war. Die Begegnung mit Cruz, der großen Liebe ihres Lebens, hat an dieser Entscheidung ebenfalls einen nicht unbeträchtlichen Anteil. Wird Zoe es tatsächlich schaffen, sich von dem zerstörerischen Einfluss Kyles zu lösen und sich endlich ihrer Vergangenheit stellen?

Denise Hunter erzählt in diesem Roman die Geschichte einer verlorenen Tochter, die falschen Idealen nachläuft, sich jedoch rechtzeitig besinnt und in den Schoß ihrer liebenden Familie zurückkehren möchte. Die Autorin hat dieses Thema aufgegriffen und zu einer wunderschönen, mit vielen Emotionen behafteten Geschichte verarbeitet. Vergangenheitsbewältigung, Schmerz, Angst, Sehnsucht, Wut, Trauer, Reue und Versöhnung spielen eine große Rolle, und auch der christliche Glaube hat einen gewissen Stellenwert darin. Die Handlung findet in zwei Erzählsträngen statt. Während in der Gegenwart die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Großmutter die Rückkehr in ihre Heimat einleitet, taucht der Leser in einem zweiten Erzählstrang in die Vergangenheit ein, wo Denise Hunter sich mit dem Leben und der Liebesgeschichte von Zoe und Cruez befasst, die vor einigen Jahren ein abruptes Ende fand. Durch Zoes Lebensgefährten Kyle wird eine gewisse Spannung in die Geschichte eingebracht, die sich gegen Ende des Buches erhöht und in ein turbulentes Finale mündet.

Die handelnden Personen waren aus meiner Sicht sehr überzeugend dargestellt, wobei ich besonders die Charakterisierung und persönliche Entwicklung der beiden Protagonisten als gelungen empfand. Die Autorin verwendet keine verschwenderische Fülle an Nebenfiguren, wartet jedoch auch hier mit äußerst sympathischen Figuren auf. Durch viele Rückblicke wurde zudem auch die Person der verstorbenen Großmutter Nellie Russell ein klein wenig vorgestellt - sie nahm schließlich den Platz meiner liebsten Nebenfigur ein. Ihre behütende, stärkende Liebe zu Zoe und ihrem Bruder Brady, der ausgeprägte Gerechtigkeitssinn und die Tatsache, dass sie trotz der vereinnahmenden Arbeit auf der Pfirsichplantage immer Zeit und ein offenes Ohr für die Kinder hatte, brachten ihr von meiner Seite unglaublich hohe Sympathiewerte ein. Als Antagonisten dieses Buches darf ich zum einen den bösartigen und manipulativen Rockstar nennen, den ich am liebsten persönlich aus den Seiten dieses Buches katapultiert hätte, und zum anderen Zoes kalten und kontrollierenden Vater, der seiner Tochter lebenslänglich das Gefühl gab, nicht zu genügen.

Nach der Lektüre von inzwischen bereits zehn Romanen dieser Autorin darf ich mich vermutlich bereits zu ihren Stammlesern zählen. Ich schätze sowohl den einnehmenden Schreibstil, als auch die in sich schlüssige Handlung und die stets liebevoll gezeichneten Figuren von Denise Hunters Büchern. Ein weiterer Pluspunkt in ihren Geschichten ist das Augenmerk auf den christlichen Glauben, der auch in diesem Roman dezent eingebracht wurde.

Fazit: „Der Duft von Pfirsichen“ hat mich in das ländliche Coppers Creek in Georgia entführt, mir die wunderschönen Obstwiesen bildhaft vor Augen geführt, und mich den betörenden Duft saftiger reifer Pfirsiche beinahe schmecken lassen. Ich habe diese Lektüre in vollen Zügen genossen und kann die wunderschöne Geschichte einer verlorenen Tochter, die ihren Weg nach Hause findet, aus vollem Herzen weiterempfehlen.