Rezension

Mein neuer Liebling

Infernale - Sophie Jordan

Infernale
von Sophie Jordan

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin schon lange vor der Veröffentlichung auf dieses Buch gestoßen und habe mich gefreut, als es endlich draußen war und es direkt gelesen. Daher liegt mein Leseeindruck nun auch schon ein Weilchen zurück. 

Bei "Infernale" handelt es sich um einen Roman, der in das derzeit sehr beliebte Genre Dystopie einzuordnen ist. Trotzdem sticht es mit seiner Idee heraus, da es hier nicht gleich um den Kampf um Leben und Tod geht. Keine Distrikte, keine (direkte) Spaltung zwischen arm und reich. Hier geht es um einen fatalen Test, der die Bürger in zwei Hälften teilt. Ein Test. der potenzielle Mörder von scheinbar braven Mitbürgern unterscheiden soll. Jeder glaubt schon vor der Mitteilung des Ergebnisses zu wissen wer wie eingeteilt wird, doch im Fall von Davy kommt alles anders. Sie stammt aus gutem Hause, gilt als musikalisch überdurchschnittlich talentiert und glänzt auch sonst durch tadelloses Verhalten. Niemand hätte ihr einen Hang zu Gewalt oder agressivem Verhalten nachgesagt. Nach dem Test ändert sich alles: Freunde kehren ihr den Rücken, sie erhält Spezial-Unterricht zusammen mit anderen Trägern und hält das alles für einen schlechten Scherz. Davy ist anfangs noch sehr oberflächlich und verurteilt vorschnell. Eine Charakter-Eigenschaft, die sehr schnell hätte nervig werden können, die hier allerdings sehr gut zu der Geschichte passt. Davy muss lernen nicht alles nur aus einem Blickwinkel zu betrachten.

Die Lage spitzt sich mehr und mehr zu. HTS-Träger haben in der Regel noch nie gegen das Gesetz verstoßen, werden zunehmend aber doch wie Aussetzige behandelt. Allen ist klar: Träger dieses Gens sind bloß Bomben kurz vor der Explosion. Allerdings stellt sich intern eher die Frage, ob HTS-Träger wirklich gefährlich sind oder sie durch den Druck von außen erst zu dem gemacht werden, was jeder in ihnen sehen will.

Anfangs beginnt die Dystopie noch sehr harmlos, doch Stück für Stück gibt es immer mehr Unruhen und auch die Schlinge um Davys' Hals zieht sich immer fester. Die Handlung ist zwar größtenteils vorhersehbar, aber dennoch macht es Spaß zu lesen, was als nächstes geschieht. Da ich zu Beginn eine andere Geschichte erwartet hatte, konnte ich somit auch noch überrascht werden. Die Ausarbeitung der Charaktere ist keine literarische Meisterleistung, aber wir bekommen hier immerhin eine Vielfalt unterschiedlicher Figuren zu Gesicht. Verwechslung untereinander bleiben da ausgeschlossen.Über diese Kritikpunkte konnte ich aber gut hinweg sehen, da mich das Buch sehr zu fesseln wusste und ich es kaum aus der Hand legen konnte.

 

PRO&CONTRA:

+ ein Plot, der zum Nachdenken anregt

+ sehr flüssiger Schreibstil

+ interessanter, spannender Storyaufbau

+ erschreckend realistisch

- vorhersehbare Wendungen

- durchschnittliche Charaktere

 

DRAMATURGIE:

(Die Dramaturgie wird nur bedingt in die endgültige Wertung aufgenommen. Sie soll euch Lesern nur als Hilfe dienen damit ihr wisst, was ihr (nicht) zu erwarten habt. Fehlende Romance oder Action muss also nichts Schlechtes sein ;) )

Spannung: 5/5 Schattenfedern

Action: 3/5 Schattenfedern

Drama: 3,5/5 Schattenfedern

Romance: 2,5/5 Schattenfedern

Humor: 1,5/5 Schattenfedern

Anspruch: 4/5 Schattenfedern

 

WERTUNG:

Cover/Gestaltung: 4,5/5 Schattenfedern
Charaktere:  3/5 Schattenfedern
Schreibstil: 4/5 Schattenfedern
Handlung:  5/5 Schattenfedern

Lesespaß: 5/5 Schattenfedern

 

FAZIT: 

Ein faszinierendes, gesellschaftliches Psychogramm. Trotz einiger Kritikpunkte hat der Roman für mich volle 5 Sterne verdient. Jedes Buch hat nun einmal seine schwachen und starken Momente, so auch dieses. Der Gesamteindruck konnte mich jedoch voll und ganz überzeugen. Wer Dystopien mag, die etwas philosophisch angehaucht sind und zum Nachdenken anregen, liegt hier goldrichtig. Wer hingegen eher die actionreiche Rebellion sucht, sollte hier überlegen: Diese beginnt hier nämlich nur in zarten Schritten.