Rezension

Mein Salvator hätte wegen überhöhter Pulssequenz geglüht

Die Verschworenen - Ursula Poznanski

Die Verschworenen
von Ursula Poznanski

Die Verratenen des Trilogie-Auftakts haben bei Quirin – dem Bewahrer und Hüter der Stadt unter der Stadt – Zuflucht gefunden und werden mit freundlicher Genehmigung von Fürst Vilem und seinem möglichen Nachfolger Sandor geschützt, wenngleich ihr Clan der Schwardornen verstärkt mit Angriffen von Feindclans zu kämpfen hat, die durchaus mit den versteckten Wundermenschen zusammenhängen könnten und es somit für die fünf Freunde unmöglich macht an der Oberfläche die Sonne zu genießen.
Zur Untätigkeit verdammt und von ihren Emotionen wegen Aureljos Plänen zum Einschmuggeln in die nächstgelegene Sphäre völlig entfesselt, vergräbt Ria sich immer tiefer in die alten Wälzer der ehrwürdigen Bibliothek und macht einen Fund, auf den sie sehnsüchtig hingearbeitet hat: eine handschriftliche Seite aus Jordans Chronik – der Schlüssel zu ihrem Schicksal.

Die Autorin hat die Charaktere auf den ersten Seiten mit ihren speziellen Gaben sofort wieder aufleben lassen, obwohl ich den ersten Teil vor gut einem Jahr gelesen habe. Der Übergang ist ihr in dem Fall völlig nahtlos gelungen und die Stadt unter der Stadt war mir so vertraut wie Ria und ihren Freunden. Allerdings hält sich Ursula Poznanski dann für meinen Geschmack zu lange mit der tristen Normalität unter Tage auf, was durch eine depressive und ständig schlecht gelaunte Tomma selbst beim Lesen zu einem Lagerkoller führt, da können auch nicht Rias Ausflüge in die Bibliothek und an geschützte Orte in der Wildnis oder Tychos fröhliches Gemüt mit unbändigem Wissensdurst nichts ändern.

Nach einem einschneidenden Erlebnis, was die Verschworenen in eine neue Situation bringt, beginnt der Marsch zurück in die vermeintliche Heimat und Geborgenheit – die Sphäre Vienna 2.
Hier unter der schützenden Hülle streut die Autorin dann endlich die wichtige Prise Pfeffer in die Handlung, sodass ich gar nicht richtig zum Durchatmen kam, weil beinahe hinter jeder Kuppel eine neue Gefahr drohte und damit das Tempo und die Spannung nach dem etwas zähen Einstieg gnadenlos hoch getrieben wurde, dass bei uns Lesern die Salvatoren (wenn wir denn welche hätten) wegen besorgniserregender Pulssequenz gar nicht mehr aufgehört hätte, die Werte ans MedCenter zu schicken. ;-)

Etwa vierzig Seiten vor dem Ende offenbart sich uns dann noch ein Geheimnis, welches geradezu galaktische Ausmaße annimmt und bei mir im ersten Moment für völliges Unverständnis sorgte, weil ich es ehrlicherweise nicht aus den vereinzelten Andeutungen entschlüsseln konnte und mir deshalb wie eine Lösung aus dem Nichts erschien. Im Nachhinein bin ich aber noch immer der Meinung, dass es sehr schwierig ist, die Schlüsse eigenständig zu ziehen, weswegen ich mir vielleicht noch zwei-drei mehr versteckte Hinweise zur Rätsel-Lösung gewünscht hätte und nicht zum Schluss damit durch Rias siebten Sinn überrannt werde, obwohl fairerweise der Effekt dieser Information alleine schon fünf Sterne verdient hätte. Vielleicht war ich aber auch schlichtweg zu sehr von dem tollen Schreibstil abgelenkt…

Bei „Die Verschworenen“ bleibt dieser letzte Knaller noch lange im Gedächtnis und hätte mich fast dazu verleitet mit voller Überzeugung die volle Punktzahl zu vergeben, aber zu einem Roman gehört eben auch immer der restliche Teil und dieser hatte durch einen etwas eintönigen Alltag bei den Dornen minimale Längen, wodurch ich einen halben Stern abziehe und für das hoffentlich fulminante Finale aufspare, denn noch tickt eine gefährliche Zeitbombe, die solange bewahrt werden konnte – bis jetzt.