Rezension

Mein Stern

Ich, Eleonore, Königin zweier Reiche - Sabine Weigand

Ich, Eleonore, Königin zweier Reiche
von Sabine Weigand

Bewertet mit 4 Sternen

Auch im Jahr 1200 mit über 70 zieht Eleonore noch politische Fäden. Sie will eine ihrer Enkelinnen mit dem französischen Thronfolger verheiraten. Zu diesem Zweck reist sie nach Kastilien, um das junge Mädchen abzuholen. Zwar ist Blanche noch jemand anderem versprochen, das jedoch ficht die alte Königin nicht an. Gemeinsam mit ihrer Enkelin reist sie Richtung Frankreich ab. Eleonore, dereinst verheiratet mit Ludwig VII. von Frankreich und später mit Henry II. von England, Königin zweier Reiche, Ränkeschmiedin, Geliebte, Gefangene. Ihrer Enkelin erzählt sie von ihrem reichen Leben, das viele Höhen aber auch Tiefen bereitgehalten hat.

 

Als Erbin von Aquitanien musste die junge Eleanor heiraten, da sie als Frau im Mittelalter ihr Erbe nicht alleine antreten konnte. Wer mag heute noch an so etwas denken. Doch damals kam es gerade recht, das Reich des französischen Königs umfasste nicht viele Ländereien. Und genau das hatte Eleonore zu bieten. Doch Ludwig tat sich schwer in seiner Ehe, ihm als zweiten Sohn war eigentlich eine kirchliche Laufbahn zugedacht gewesen. Nur durch den unerwarteten Tod seines Bruders kam er in diese Position. Die Jungverheirateten verstanden sich erst gut, doch bald empfand Eleonore ihren Mann als schwach und mit der Behauptung, sie seien zu eng verwandt, wurde die Annullierung der Ehe erwirkt. Eleonore heiratete dann Henry Plantagenet, König von England.

 

Während der Kutschfahrt erzählt Eleonore ihrer Enkelin von ihrem Leben, ihrer Jugend, ihren Ehen, ihren Kindern. Mit wachsendem Interesse verfolgt man den Lebensweg der für ihre Zeit äußerst ungewöhnlichen und selbstständigen Frau, die über zwei Königreiche mitherrschte, die viele ihrer Kinder überleben musste. Wie die Autorin schreibt, ist das Leben Eleonores aus geschichtlichen Quellen, allerdings meist klerikalen und männlichen, gut belegt. Sie habe kaum etwas erfinden müssen. Durch den der Enkelin erzählenden Aufbau leicht und doch fesselnd zu lesenden Stil ist dieser historische Roman beeindruckendes Zeugnis einer herausragenden Persönlichkeit des Mittelalters. Wie war das noch mit England und Frankreich, Kapetingern und Plantagenets? Wenn man sich ein wenig für Geschichte interessiert, hat man ihr eine sehr lebendige Darstellung der damaligen Herrschergeschlechter in England und Frankreich, ihrer Leben, Lieben und Streitigkeiten. Das hat die Autorin auf wunderbare Art und Weise nicht erfunden.