Rezension

Mein Thriller-Lesehighlight 2014!

STILL
von Zoran Drvenkar

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch, so kalt wie die Jahreszeit in der es spielt.
Düster und angsteinflößend zeigt es die Abgründe der menschlichen Natur.
Erbarmungslos bleibt dem Leser nichts anders übrig, als sich an den Zeilen festzuhalten, um nicht noch tiefer in eine Finsternis abzurutschen, vor der man am liebsten die Augen verschließen möchte. 
Vermutungen schlagen alle möglichen Wege ein, nur um am Ende orientierungslos dazustehen. 

Zoran Drvenkar hat mit "Still"definitiv einen Vorzeige-Thriller Erster Klasse geschaffen!

Sie 
"Ihr normales Leben findet an der Oberfläche statt; unter der Oberfläche und fernab der Blicke toben ihre Seelen - hungrig, gierig und unersättlich. Niemand muß das sehen. Sie haben gelernt, diesen Hunger zu kontrollieren und die Gier in Schach zu halten."
S. 51

Du
"Sie holen dich in der Nacht, drei Tage später lebst du nicht mehr. So schnell kann das gehen."
S. 13

Ich
"Mit oberflächlichen Wunden kann man leben. Für eine Weile zumindest. Aber jede noch so unbedeutende Wunde blutet, und so fließt jeden Tag das Leben aus uns heraus, während das Herz schlägt und schlägt und wir dabei reden, essen, lieben oder in der Sonne liegen und tun, was auch immer wir tun, weil wir es nicht besser wissen. Jahr für Jahr verlässt uns die Kraft ein wenig mehr, weil selbst die kleinste Lüge Schaden anrichtet. Ich weiß, wovon ich rede. Ich blute ohne Pause."
S. 62

In diesen drei Erzählperspektiven baut Zoran Drvenkar ein dichtes Netz aus Vermutungen, Verdächtigungen, Erwartungen, grausamen Wahrheiten und Nervenkitzel auf. Und wir ahnungslosen Leser tappen in diese Falle und fühlen uns beim Lesen so hilflos, wie eine Fliege im Spinnennetz.

Vermutet man, dass gerade durch diesen ungewöhnlichen, doch für Drvenkar schon vertrauten Wechsel der Perspektiven (siehe Du), der Lesefluss ins Stocken gerät, täuscht man sich! Es baut sich ein Spannungsbogen der Ultimative auf, zeigt durch die Ansprache eine Intimität die dem Leser das Geschehene noch näher bringt. Manchmal vielleicht auch zu nahe, sind mir die Tränen beim Lesen in Bächen runtergelaufen!

Mit "Still" legt der neugegründete Verlag, Eder und Bach, einen phänomenalen Start hin! Die beiden Verlagsgründern Klaus Fuereder und Felix Grisebach halten sich dabei an ein neuartiges Konzept! "Klasse statt Masse" lautet die Devise, nach der im Halbjahr höchstens zwei Bücher veröffentlicht werden sollen. Das soll das "Bestseller-Potenzial" ausschöpfen. Mit "Still" haben Sie damit eindeutig ins Schwarze getroffen! 

Bereits vor ein paar Wochen habe ich euch ein Post auf meinem Blog erstellt, in dem das Literatur- und Pressebüro Politycki & Partner Zoran Drvenkar drei Fragen zu seinem Buch stellt. Ihr müsst das Interview unbedingt lesen!