Rezension

Mein Tipp: Das Atmen nicht vergessen!

Numbers - Den Tod vor Augen - Rachel Ward

Numbers - Den Tod vor Augen
von Rachel Ward

Aufgrund von Evakuierungsmaßnahmen ziehen Adam und seine Großmutter nach London. Adam hat eine besondere Gabe: Sobald er jemanden in die Augen sieht, nimmt er das Todesdatum dieser Person wahr. Schon auf dem Weg in die neue Heimat fällt ihm auf, dass sehr viele Menschen am 01.01.2028 und an den darauffolgenden Tagen sterben werden. In der Hauptstadt selbst sind es Tausende. Was geschieht an diesem Neujahrstag für ein Unglück?

Die Geschichte spitzt sich auf diesen einen Tag zu und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Gemeinsam versuchen Adam und Sarah eine Katastrophe zu verhindern, die sie nicht einmal näher benennen können – wird es ihnen gelingen?

Die Stimmung im Buch ist sehr bedrückend. London wurde im Jahr 2027 zu einem Überwachungsstaat: Bei der Geburt werden den Babys Chips eingepflanzt, mit denen sie zu jeder Zeit geortet werden können. Menschen werden beobachtet und Häuser durchsucht. Niemand ist wirklich frei. Leider wird nicht näher darauf eingegangen, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte. Ich hätte gerne weitere dystopische Elemente – und vor allen Dingen mehr Erklärungen – vorgefunden, wurde in diesem Punkt allerdings enttäuscht.

Obwohl ich den ersten Band der Numbers-Reihe nicht gelesen habe, konnte ich der Geschichte von Adam und Sarah problemlos folgen. Zwar war ich auf den ersten Seiten noch ein wenig irritiert, konnte mich dann aber doch schnell von der Autorin begeistern lassen. Durch ihren rasanten Schreibstil, der durch ständige Perspektivwechsel noch weiter angetrieben wird, erreicht Rachel Ward ein beeindruckendes Erzähltempo. Dank der raschen Folge von überraschenden Ereignissen bleibt einem als Leser gar nichts anderes übrig als weiterzublättern.

Sehr gut gefallen hat es mir, dass die Autorin auch mal derbe Ausdrücke verwendet und stets im jugendlichen Jargon schreibt. Das macht den Roman um einiges authentischer. In vielen Büchern kommen mir Dialoge gestellt vor – das ist hier nicht der Fall. Ich bin wirklich begeistert, dass die Autorin es geschafft, ein zugleich actionreiches, aber dennoch glaubwürdiges Buch zu schreiben.

Eine weitere Ernüchterung zog das Ende mit sich. Gerade weil das Buch – abgesehen von Adams Gabe – recht glaubwürdig erscheint, war ich sehr überrascht, was für eine abstruse Auflösung die Autorin hier gefunden hat. Viele Fragen bleiben unbeantwortet und gerade das Ende der Geschichte wirft wieder neue auf. Ich hätte zu gerne noch erfahren, was die Auflösung zu bedeuten hatte. Ohne zu spoilern kann ich darauf allerdings nicht weiter eingehen.

Trotz der genannten Kritikpunkte ist »Numbers: Den Tod vor Augen« ein sehr spannendes und empfehlenswertes Buch für jedermann und ist natürlich besonders für Jugendliche ab 12-14 Jahren interessant. Rachel Ward wartet mit einer ereignisreichen Geschichte und vielen überraschenden Einfällen auf, sodass man gerne mal das Atmen vergisst. Ich werde jedenfalls auch den ersten und dritten Band lesen und bin gespannt, ob sie meinen Erwartungen entsprechen kann.