Rezension

Mein Vater ist drei Tage sehr schön

Totenwache – Eine Erfahrung -

Totenwache – Eine Erfahrung
von Maren Wurster

Bewertet mit 5 Sternen

Maren Wurster begleitet ihren Vater, von dem sie weiß, dass er sehr krank ist und nicht mehr viel Zeit zu leben hat. Sie geht offen und sehr einfühlsam auf das Thema zu. Sie berichtet von den Anstrengungen, die Situation entsprechend an die persönlichen Bedürfnisse ihrer Eltern anzupassen, ihnen beizustehen und sie auch emotional zu begleiten. Es ist sehr berührend, wie gut es ihren Eltern tut, dass Maren sich so intensiv auf die Situation einlassen kann. Der Tod des Vaters ist natürlich trotzdem ein ziemlicher Einschnitt für die Familie. Die drei Tage der Totenwache, die Maren sich erbeten hat, werden sehr genau auf verschiedenen Ebenen beschrieben. Was passiert körperlich mit dem Verstorbenen. Wie erlebt Maren die Situation emotional, organisatorisch und in Bezug auf andere Menschen, die in dieser Zeit auch aktiv begleitend dabei sind. Wie nimmt die demente Mutter den Tod ihres Mannes auf. Wie erlebt der fünfjährige Sohn von Maren den verstorbenen Opa. Das Annehmen des Todes macht das Loslassen des geliebten Menschen leichter.
Dies unterstreicht auch die Geschicht des Vaters der Heimbereichsleiterin. Auf Grund der coronabedingten Maßnahmen, durften ihm die Angehörigen nicht beistehen und für ihn sorgen. Er war den Umständen ausgeliefert und starb alleingelassen.
Immer wieder zwischendurch bringt Maren kleine Exkurse über den Umgang mit Tod und Sterben in der Menschheitsgeschichte und auch in anderen Kulturen. So wird deutlich, dass die Art, wie es in unserer Gesellschaft üblich ist, mit diesen Themen unzugehen, nur eine von vielen Möglicheiten ist.