Rezension

Mein Weg

Vater unser - Angela Lehner

Vater unser
von Angela Lehner

Das Debüt der österreichischen Autorin ist mit Recht für den deutschen Buchpreis nominiert worden. Der Roman wird aus der Perspektive der Eva Gruber erzählt. Sie ist faszinierend und bedrückend zugleich. Als Leser bleibt man immer ein wenig außen vor. Es fällt schwer zwischen Wahrheit und Wahrheit zu unterscheiden. Dabei ist Frau Gruber keineswegs eine sympathische Figur. Sie tritt durchgehend aufbrausend, manipulativ und besserwisserisch auf. Mit ihrem zum Teil sehr schrägen Humor und ihren ungewöhnlichen Gedanken schafft sie es, den Leser immer wieder an der ein oder anderen Stelle ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Man schwankt zwischen Abscheu, Mitleid und Kopfschütteln, so dass einen der Roman nicht loslässt. Die Entwicklung der einzelnen Figuren ist spannend zu verfolgen. Sie sorgt für überraschende Wendungen im Roman. Der Schluss ist leicht enttäuschend, wobei ich nicht alles verraten möchte... Der Roman lädt zum Nachdenken ein. Viele Themenkomplexe werden angesprochen, die eventuell einen Bezug zur eignen Person richtig erscheinen lassen. Was ist eigentlich Normal? Wann fängt Irrsinn an? Eva Gruber jedenfalls wirkt gleichzeitig vernünftig, knallhart kalkulierend und wie von Wahnvorstellungen getrieben. Aber so ein Urteil lässt sich von Außen leicht fällen! .... Sprachlich ist der Roman hervorragend. In kurzen Kapiteln arbeitet sich die Autorin anhand von verschiedenen Episoden mit allerlei Rückblicken durch das Leben von Eva Gruber. Die Autorin setzt auf eine Unmittelbarkeit der Erzählung . Dadurch entsteht das Gefühl, Eva Gruber nahe zu kommen. Der einfachen Satzbau vor allem der klare und direkte Wortschatz tragen dazu bei. Fazit: Es ein leicht lesbarer Roman, der "schwere Kost" im Gepäck haben kann. Das Nachdenken gehört sicher zur Nacharbeit