Rezension

Meine innere Göttin schüttelt sich

Shades of Grey 01. Geheimes Verlangen
von E L James

Bewertet mit 0.5 Sternen

Christian Grey entführt Anastasia Steel in die SM-Welt.

 

Ein Glück, dass es sich vom Schreibstil her leicht lesen lässt…
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Das ganze Buch besteht praktisch nur aus Sexszenen, zwischendurch wird versucht, die Liebesgeschichte darum herum mit ein paar wenigen Sätzen aufrecht zu erhalten, was leider – oder sollte ich sagen: Gott sei Dank – eher misslingt.
Die Nebencharaktere werden nur kurz angerissen und dann ein paar Mal wieder erwähnt, damit die Geschichte nicht ganz so sinnlos erscheint. Und natürlich sind alle begeistert von Christian Grey und himmeln ihn an, bis auf Anas Freundin Kate, schließlich muss es einen geben, der aus der Reihe tanzt, sonst wäre es ja langweilig.

 

Anastasia und Christian… ich werde versuchen, einen sinnvollen Anfang für meine Kritikpunkte zu finden. Christian ist Multimillionär (oder war es Milliardär? Ist mir bei den Gedanken, die ich mir um das tiefgründige Buch gemacht habe, glatt entfallen.) und natürlich sofort total angetan von Anastasia und fängt an sie mit Unmengen von Geschenken zu Überschütten, die  die Arme aber gar nicht haben will. Zudem ist er krankhaft eifer- und kontrollsüchtig. Anastasia darf nicht einmal mit einem männlichen Wesen reden, ohne einen giftigen Blick von ihm zu erhalten. Außerdem stalkt er sie richtiggehend, er weiß praktisch immer wo sie ist (er hat durch seinen Einfluss und sein Geld die nötigen Mittel dafür), taucht plötzlich ungefragt auf oder ähnliches, und das alles gibt keinem zu denken? Trotzdem ist er noch der Traummann schlecht hin?? Wenn ich Anastasia gewesen wäre, hätte ich schon längst das Weite gesucht, das ist doch echt unnormal.

 

Anastasia bekommt einen eigenen großen Abschnitt:

Die Frau - bzw. bei ihrem Verhalten - das Mädchen hat mich fast zur Weißglut getrieben.

Sie ist das ganze Buch hindurch ziemlich unsicher, unsicherer geht’s schon nicht mehr und das, obwohl ihr einfach JEDER (ja auch Christian) mehrfach sagt, wie schön sie ist und dass sie sich nicht verstecken brauch. Natürlich bekommt sie von alledem nichts mit und läuft lieber bei jedem zweiten Satz rot an (Augenroll). Aber als anscheinend selbstbewusste Seite hat sie eine innere Göttin… wenn Christian sie wieder einmal sexhungrig anschaut, windet sich die innere Göttin vor Lust, während sie selbst lieber verschwinden würde, oder ähnliches. Absolut dämlich.

Auch muss sie alles und jeden totanalysieren. Nach jedem Blick oder jeder unerwarteten Bewegung von Christian schalten sich ihre Analysier-Gedanken ein: „Warum hat er das jetzt gemacht?“, „Was denkt er jetzt?“, „Mag er mich überhaupt?“, „Nein ich glaube er mag mich kein bisschen… oooh ich armer Tropf.“. Das geht einem schon nach kurzer Zeit auf den Geist, dieses ständige Analysieren und anschließend in Selbstmitleid baden… ohne Grund.
Christian möchte sie als devote Sexsklavin, doch so einfach wie er gedacht hat, geht das nicht mit ihr. Sie widerspricht einfach allem was er sagt, manchmal hatte ich das Gefühl sie macht das nur, um einfach dagegen zu sein und ihn auf die Palme zu bringen. Das passt irgendwie nicht in das Bild des schüchternen Mädchens ohne Selbstvertrauen.

Und selbstverständlich ist die bildhübsche Anastasia mit 21 Jahren noch Jungfrau und wagt sich direkt an so einen „Sexgott“ heran… ja ne, ist klar.

Christian ist in ihren Augen so ein toller Typ, dass sie alle paar Seiten seinen sexy Raubtierblick oder seine dunkler werdenden atemberaubenden Augen erwähnen muss. Oh und natüüürlich kommt sie JEDES Mal und allein seine Berührung (an einem Arm, oder Bein, oder sonst etwas, das nichts mit ihrem Geschlechtsteil zu tun hat) bringen sie schon fast zum Kommen. Damit es nicht zu langweilig wird und man womöglich noch etwas mehr von der sinnfreien Geschichte, die um die Sex-Szenen gebaut ist, lesen muss, haben die beiden mehrmals direkt hintereinander Sex… alles klar Realität lässt grüßen.

 

Was die komischen Email-Korrespondenzen in dem Buch zu suchen hatten, weiß ich auch nicht. Genau so wenig wie ich verstehe, warum die beiden sich scheinbar wahllos (wechselt von Email zu Email und von Gespräch zu Gespräch) mit Vor- oder Nachnamen anreden. Hätte es was mit den Sexspielen zu tun, hätte ich das einigermaßen verstanden, aber es war wirklich total wahllos.

Die schlimmen SM-Szenen waren nichts wirklich Ungewöhnliches. Manches hat man vielleicht schon selber mal ausprobiert, von anderem hat man mal gehört, doch da war nichts dabei  was mich schockiert hätte. Aufgeputscht von den Medien und Lesern habe ich gedacht, hier wird richtig hartes SM-Zeug beschrieben, doch da Anastasia Christian direkt am Anfang den Wind aus den Segeln nimmt, wird daraus nichts.

 

Dieses „Buch“ geht gar nicht. Es ist mir ein Rätsel, wieso es so gehypt wird denn es ist im Grunde nichts anderes, als ein Sexroman in dem die Hauptfigur statt andauernd nur gefickt, auch ein bisschen auf den Po gehauen wird. Ganz ehrlich, wie kann so etwas so eine Euphorie bzw. gleichzeitig so ein Entsetzen hervorrufen? Anscheinend gibt es in den Haushalten entweder nur Blümchensex (Missionarsstellung, an etwas anderes wird gar nicht gedacht), oder wir haben es hier mit vielen frustrierten Frauen zu tun.
Ich hoffe doch sehr, dass mir meine innere Göttin das nächste Mal heftig den Po versohlt, wenn ich das nächste Mal Anstalten mache, solch einem Buch eine Chance zu geben.

Kommentare

Britta Röder kommentierte am 25. März 2014 um 20:00

Für die Überschrift deiner Rezension bekommst du von mir die volle Punktzahl ;-)